Tretet hin an die Wege und schaut und fragt nach den Wegen der Vorzeit, welches der gute Weg sei, und wandelt darin, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele!
Jeremia 6,16
Jeremia prophezeit seinem Volk den nahenden Untergang. Völker werden kommen, Krieg führen und das Land verwüsten. Der Grund ist einfach: Israel hat den gemeinsamen Weg mit Gott verlassen. Es ist auf Abwege geraten. Erst dann, wenn Israel wieder zu seinem alten Weg zurückfinden wird, dann wird es Ruhe geben für die Seelen.
Spannend ist die Übertragung auf heute. Was sind unsere alten Wege, die wir verlassen haben? Und was sind unsere neuen Wege, die uns nicht gut tun? Ich merke, dass unsere Zeit in so vielfacher Weise sehr anstrengend geworden ist. Im Beruf sind Menschen wegen der Arbeitsverdichtung oftmals extrem gefordert. Man setzt sich selber sehr unter Druck. Man will alles perfekt machen, denn in den sozialen Medien sieht man ja, wie schön und erfolgreich die anderen sind. Das müsste ich doch auch schaffen können! Und so gibt es viele neue Wege, die dazu führen, dass wir Gefahr laufen, völlig auszubrennen und uns zu verausgaben.
Schalten wir doch einfach mal zwei Gänge zurück. Nicht alles muss perfekt sein. Und vor allem: Auch ich muss nicht perfekt sein. Ganz im Gegenteil: Ich darf unperfekt sein und bleibe trotzdem ein wertvoller und liebenswerter Mensch. Und so darf ich auch auf der Arbeit sagen: Es ist genug, mehr schaffe und will ich nicht. Mehr kann ich nicht.
Und es wäre überhaupt nicht schlimm, wenn unser Urlaub nicht ganz so lang und extravagant ist, unser Auto weniger Funktionen hat. Wenn dafür unsere gehetzte Seele zur Ruhe kommen kann, dann tun wir uns selbst was Gutes.
Guter Vater!
Hilf uns, unsere Abwege zu erkennen. Amen.
Mehr Leben in die Jahre
Auf dem Sterbebett soll Königin Elisabeth I. gesagt haben: „All meinen Besitz für einen Augenblick Zeit!" Das ist die Sehnsucht des sterblichen Menschen: Mehr Jahre in das Leben! Ein Stück weit hat die moderne Medizin diesen Traum erfüllt. Und wir wollen dankbar sein, dass viele Krankheiten, die früher Kinder und Erwachsene in der Blüte des Lebens hinweggerafft haben, heute überwunden werden können. Mehr Jahre in das Leben, eine Lebensverlängerung ist oft ein Geschenk. Aber noch viel wichtiger wäre das andere: Mehr Leben in die Jahre!
Was nützen einige Jahre mehr, wenn sie nicht mit Leben erfüllt sind. Bloße Zeit wird zur Last, erfüllte Zeit erst wird zur Lust am Leben. Wenn es von den Menschen in der Bibel heißt, sie starben „alt und lebenssatt" (1. Mose 25,8), dann ist damit gemeint, dass sie in all den Jahren mit Leben gesättigt wurden. Ihr Lebenshunger wurde gestillt, nicht nur mit vielen Jahren, sondern mit Lebenserfüllung. Wie anders wird die Lebenszeit erfahren, wenn sie durch hohle Köpfe und durchlöcherte Seelen hindurchrinnt, die Jahre leer bleiben und die Menschen sagen, sie hätten das Leben satt. Mehr Leben in die Jahre ist unsere tiefste Sehnsucht und zugleich der tiefste Wille Gottes mit den Menschen. So kann die Begegnung mit dem lebendigen Gott unser Leben trotz aller Not und Sorge, Last und Gefahr eine erfüllte Zeit sein, die auf ein großes Ziel hin angelegt ist: die Ewigkeit.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause