Ich will mich nicht mit sinnlosen Dingen abgeben.
Psalm 119,37
Manchmal habe ich den Eindruck, die Welt besteht immer mehr aus sinnlosen Beschäftigungen. Ich selbst erwische mich dabei, wie ich am Handy Spiele spiele und versuche, möglichst reibungslos Busse dabei zu parken. Oder ich tummle mich im Internet und frage mich, wo die Zeit geblieben ist.
Aber die Frage nach dem Sinn des Handelns geht eigentlich noch viel tiefer. Viele Ziele, die in unserer Gesellschaft „normal“ sind, werfen aber die Frage auf, ob sie wirklich einem Sinn folgen: Möglichst viel Geld verdienen, eigenständig zu sein, Erfolg zu haben. Alles das kann einen tieferen Sinn haben und genauso ins Gegenteil verkehrt werden.
So spricht nichts dagegen, im Beruf erfolgreich sein zu wollen, ehrgeizig zu sein. Die Frage aber ist das Maß. Wenn ich dem Erfolg alles unterordne, dann verliert das Ziel irgendwann seinen Sinn. Wenn Gesundheit, Freundschaften und die Familie darunter leiden, dann verkehrt sich der Sinn ins Negative. Insofern ist es hervorragend, wenn wir uns von Zeit zu Zeit fragen, ob unsere Ziele immer noch stimmig sind. Ob wir einem guten Sinn folgen.
Wenn wir uns hinterfragen, ob unser Leben Sinn macht, dann haben wir dadurch die Chance, unser Leben gegebenenfalls zu verändern. Und das ist das Tolle. Auch mit unserer eigenen Kraft können wir dem Leben einen neuen Sinn geben. Und ein Leben, das mit Sinn gelebt wird, ist ein reiches, ein erfülltes Leben. Das haben wir z.B. letztens im Heinrich-Grüber-Haus gemerkt als wir uns an die Verstorbenen des letzten Jahres erinnert haben. Das Arbeiten dort zum Wohl und Segen der alten Menschen erfüllt uns mit einem ganz tiefen und guten Sinn. Das Arbeiten ist zwar oft anstrengend und doch erfüllt es mit einer ganz tiefen Zufriedenheit.
Guter Vater!
Hilf mir, einen guten Sinn in meinem Leben zu finden. Amen.
Die ganz kleine Quelle
Ein afrikanisches Märchen erzählt, dass eines Tages eine große Trockenheit über das Land fiel. Zuerst verdorrte das Gras. Es wurde braun und grau. Dann welkten die Büsche und verloren traurig ihre Blätter. Kleinere Bäume starben ab und ragten wie knöcherne Besen in den wolkenlosen Himmel. Der Regen blieb immer noch aus, und das Land wurde zu einer staubigen Einöde. Selbst der Morgen erwachte ohne die Erfrischung des Taus. Tiere verdursteten. Nur wenige hatten die Kraft, aus der tödlichen Wüste zu fliehen. Die Dürre dauerte an. Nun waren auch die alten und starken Bäume, deren Wurzeln tief genug in die Erde hinabreichten, bedroht. Langsam verloren sie ihre Blätter und das schattenspendende Kleid. Brunnen und Flüsse, Quellen und Bäche trockneten aus. Eine einzige Blume war am Leben geblieben, weil eine ganz kleine Quelle immer noch ein paar Tropfen Wasser für sie bereithielt. Doch die kleine Quelle mitten in der Einöde war ganz verzweifelt: „Alles vertrocknet und verdurstet, verdirbt und stirbt. Was hat es noch für einen Sinn, dass ich ein paar Tropfen Wasser aus der Erde hole, um eine einzige Blume zu erhalten?" Ein alter, ehemals kräftiger Baum stand in der Nähe. Er hörte die Klage und sagte zur Quelle: „Niemand erwartet von dir, dass du die ganze Wüste zum Blühen bringst. Deine Aufgabe ist es, einer Blume das Leben zu erhalten. Mehr nicht!"
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause
Gott, mein Herz ist bereit, ich will singen und spielen. Wach auf, meine Seele!
Psalm 108,2
In den letzten Tagen las ich einen Zeitungsartikel, der sich darum drehte, wie im Moment die Situation von Menschen in unserem Land wahrgenommen wird. Es wurde schnell deutlich, dass es einen großen Unterschied zwischen der Wahrnehmung und der Wirklichkeit gab. Oftmals erleben wir heute die Situation als sehr bedrückend und haben den Eindruck, dass es steil bergab geht. Der Artikel aber rief noch einmal in Erinnerung, dass wir weiterhin in einem der sichersten Länder der Welt leben. Im Moment arbeiten so viele Menschen wie noch nie in unserem Land. Unsere Demokratie ist eine der lebendigsten und widerstandsfähigsten in der Welt. Eigentlich könnten wir fröhlich und glücklich sein. Eigentlich.
Der Psalmbeter fordert seine eigene Seele auf, aufzuwachen. Er will sie wecken, indem er singt und Musik macht. Vielleicht brauchen auch unsere Seelen solch einen Weckruf.
Meine Gedanken schwenken um. Was wäre, wenn ich einmal danach suche, was alles gut in meinem Leben ist, anstatt nur auf das Negative zu blicken? Ich spüre sofort, dass sich dann nicht nur der Blickwinkel verändert. Ich sehe meine Familie, meine uralten Eltern, meine Freunde, meinen Beruf. Ich sehe eine lebendige Gemeinde, in der ich mit vielen Menschen verbunden bin. Ich sehe die Arbeit als Lehrer an der Kyburg Grundschule, die mir so viel Freude macht. Und ich merke noch einmal wie reich ich eigentlich bin und wie gut es mir geht.
Und was siehst du, sehen Sie? Ich kann mir vorstellen, dass auch dort viel Schönes gesehen werden kann. Auch Ihr und dein Leben ist ein reiches und erfülltes Leben. Ist das nicht ein Grund, Gott zu loben, zu singen und zu spielen – mit wacher und fröhlicher Seele!
Guter Vater!
Danke für den Reichtum des Lebens, mit dem du mich beschenkst. Amen.
Vorgänge am See (Frieder Stöckle)
Mitunter, vor Tag, verlasse ich mein Bett, schleiche barfuß leise zur Tür und mach mich auf zum See. Auf der Treppe begegne ich der Zeitung:, ach (hunderttausend Arbeitslose zu erwarten', Sommerschlussverkauf! bei Karstadt purzeln die Preise', ,der Terror nimmt kein Ende'. Die Haustüre hinter mir zu.
Dunkel sind die Häuserumrisse der Vorstadt und ungenau. Silbern schimmern Schneckenspuren am Zaun. Tautropfen ziehen am Spinnennetz. Meine nackten Füße tatschen auf dem Stein.
Am Bahndamm entlang. Manchmal auf den Schienenschwellen aus Eichenholz. Groß sind die Trockenrisse im Holz. Zwischen den Schwellen liegt Schotter. Beim Bahnwärterhäuschen biege ich ab, quer über die taunasse Wiese. Meine Zehen rechen Kleeblüten, Hahnenfuß und Wiesenschaumkraut.
Mitten in der Wiese bleibe ich stehen. Noch hundert Meter bis zum See. Ich spanne einen Grashalm zwischen meine gestreckt aneinandergepressten Daumen. Die Hände hohlzueinander bilden den Resonanzraum. Und jetzt blase ich stark in den Grashalm: „Kihuiooo, kihuiooo—." Ich horche. Dort drüben vom Schilf kommts zurück, kürzer und scharf: Kihui, kihui -. Das sind die Schilfhaubentaucher. Ich gehe vorsichtig weiter, stelze wie ein Storch zum Uferschilf, stehe schon im Wasser bis über die Knöchel, Patsch! Ein schwarzer Haubentaucher klatscht aus dem Schilf, die Flügel dicht über dem Wasser. „Kihuioo —" Platsch! Platsch! kihui, kihui, platsch, platsch, klatsch!
Vor mir, hinten am Weidenbusch, links bei der Bachmündung und weiter draußen am offenen Wasser: überall schreckt es im dämmrigen Schilf. „Ki- uioooo... Kihuiooo..." Bis über die Knie stehe ich im Wasser. Der Schilfwald umgibt mich. Jetzt schrecken schnarrend die Enten und Wasserläufer. Frösche fangen an, Bewegung ist im Schilf. Der See ist in Aufruhr. Damit bin ich zufrieden.
Ich wate rückwärts, der Seetang und Froschlaich hängt mir bis über die Knie an den Beinen. „Kihuiooo", nochmal grell zurück zum See, dann schnell über die Wiese. Durch Hahnenfuß, Wiesenschaumkraut und Kleeblüten am Bahndamm entlang zu der Vorstadt. Die Häuser werden deutlicher. Am Spinnennetz ziehen Tautropfen. Die Schneckenspur am Zaun schimmert silbern. Auf der Treppe begegne ich wieder der Zeitung. Zurück ins Bett. Später, wenn meine Mutter mich weckt wird sie die Hahnenfüße im Bett finden. „Hast du schon wieder die Viecher am See gescheucht?" wird sie sagen, oder „gab's wieder Vorgänge am See?"
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
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Gott, mein Herz ist bereit, ich will singen und spielen. Wach auf, meine Seele!
Psalm 108,2
In den letzten Tagen las ich einen Zeitungsartikel, der sich darum drehte, wie im Moment die Situation von Menschen in unserem Land wahrgenommen wird. Es wurde schnell deutlich, dass es einen großen Unterschied zwischen der Wahrnehmung und der Wirklichkeit gab. Oftmals erleben wir heute die Situation als sehr bedrückend und haben den Eindruck, dass es steil bergab geht. Der Artikel aber rief noch einmal in Erinnerung, dass wir weiterhin in einem der sichersten Länder der Welt leben. Im Moment arbeiten so viele Menschen wie noch nie in unserem Land. Unsere Demokratie ist eine der lebendigsten und widerstandsfähigsten in der Welt. Eigentlich könnten wir fröhlich und glücklich sein. Eigentlich.
Der Psalmbeter fordert seine eigene Seele auf, aufzuwachen. Er will sie wecken, indem er singt und Musik macht. Vielleicht brauchen auch unsere Seelen solch einen Weckruf.
Meine Gedanken schwenken um. Was wäre, wenn ich einmal danach suche, was alles gut in meinem Leben ist, anstatt nur auf das Negative zu blicken? Ich spüre sofort, dass sich dann nicht nur der Blickwinkel verändert. Ich sehe meine Familie, meine uralten Eltern, meine Freunde, meinen Beruf. Ich sehe eine lebendige Gemeinde, in der ich mit vielen Menschen verbunden bin. Ich sehe die Arbeit als Lehrer an der Kyburg Grundschule, die mir so viel Freude macht. Und ich merke noch einmal wie reich ich eigentlich bin und wie gut es mir geht.
Und was siehst du, sehen Sie? Ich kann mir vorstellen, dass auch dort viel Schönes gesehen werden kann. Auch Ihr und dein Leben ist ein reiches und erfülltes Leben. Ist das nicht ein Grund, Gott zu loben, zu singen und zu spielen – mit wacher und fröhlicher Seele!
Guter Vater!
Danke für den Reichtum des Lebens, mit dem du mich beschenkst. Amen.
Vorgänge am See (Frieder Stöckle)
Mitunter, vor Tag, verlasse ich mein Bett, schleiche barfuß leise zur Tür und mach mich auf zum See. Auf der Treppe begegne ich der Zeitung:, ach (hunderttausend Arbeitslose zu erwarten', Sommerschlussverkauf! bei Karstadt purzeln die Preise', ,der Terror nimmt kein Ende'. Die Haustüre hinter mir zu.
Dunkel sind die Häuserumrisse der Vorstadt und ungenau. Silbern schimmern Schneckenspuren am Zaun. Tautropfen ziehen am Spinnennetz. Meine nackten Füße tatschen auf dem Stein.
Am Bahndamm entlang. Manchmal auf den Schienenschwellen aus Eichenholz. Groß sind die Trockenrisse im Holz. Zwischen den Schwellen liegt Schotter. Beim Bahnwärterhäuschen biege ich ab, quer über die taunasse Wiese. Meine Zehen rechen Kleeblüten, Hahnenfuß und Wiesenschaumkraut.
Mitten in der Wiese bleibe ich stehen. Noch hundert Meter bis zum See. Ich spanne einen Grashalm zwischen meine gestreckt aneinandergepressten Daumen. Die Hände hohlzueinander bilden den Resonanzraum. Und jetzt blase ich stark in den Grashalm: „Kihuiooo, kihuiooo—." Ich horche. Dort drüben vom Schilf kommts zurück, kürzer und scharf: Kihui, kihui -. Das sind die Schilfhaubentaucher. Ich gehe vorsichtig weiter, stelze wie ein Storch zum Uferschilf, stehe schon im Wasser bis über die Knöchel, Patsch! Ein schwarzer Haubentaucher klatscht aus dem Schilf, die Flügel dicht über dem Wasser. „Kihuioo —" Platsch! Platsch! kihui, kihui, platsch, platsch, klatsch!
Vor mir, hinten am Weidenbusch, links bei der Bachmündung und weiter draußen am offenen Wasser: überall schreckt es im dämmrigen Schilf. „Ki- uioooo... Kihuiooo..." Bis über die Knie stehe ich im Wasser. Der Schilfwald umgibt mich. Jetzt schrecken schnarrend die Enten und Wasserläufer. Frösche fangen an, Bewegung ist im Schilf. Der See ist in Aufruhr. Damit bin ich zufrieden.
Ich wate rückwärts, der Seetang und Froschlaich hängt mir bis über die Knie an den Beinen. „Kihuiooo", nochmal grell zurück zum See, dann schnell über die Wiese. Durch Hahnenfuß, Wiesenschaumkraut und Kleeblüten am Bahndamm entlang zu der Vorstadt. Die Häuser werden deutlicher. Am Spinnennetz ziehen Tautropfen. Die Schneckenspur am Zaun schimmert silbern. Auf der Treppe begegne ich wieder der Zeitung. Zurück ins Bett. Später, wenn meine Mutter mich weckt wird sie die Hahnenfüße im Bett finden. „Hast du schon wieder die Viecher am See gescheucht?" wird sie sagen, oder „gab's wieder Vorgänge am See?"
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
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