Helft dem Elenden und Bedürftigen zum Recht.
Psalm 82,3
Immer wieder ruft das Alte Testament dazu auf, denen zu helfen, die sich damals schlecht oder gar nicht helfen konnten. Besonders die waren gefährdet, die außerhalb der Familie waren, so z.B. Witwen und Waisen. So fordert der Psalmbeter auf, Elenden und Bedürftigen zu helfen.
Aus diesem Denken heraus entwickelte sich eine jahrtausendealte Tradition: Die Hilfe für Menschen, die bedürftig sind. Die Klöster spielten dabei im Mittelalter eine große Rolle und ab dem 19. Jahrhundert waren es vor allem einzelne engagierte Christinnen und Christen, die Initiativen starteten, die später von Diakonie und Caritas weitergeführt. Erst seit recht Kurzem ist das Engagement für die Bedürftigen etwas ins Hintertreffen geraten, weil sie ja anscheinend durch öffentliche Gelder wie Hartz IV oder Sozialhilfe versorgt werden.
Dabei fällt mir auf, dass die Begriffe des / der Elenden und des / der Bedürftigen nicht nur in Hinsicht auf die finanzielle Situation der Menschen ausgerichtet sein müssen. Es gibt durchaus Bedürftige, die genug Geld haben, aber andere Dinge dringend vermissen: Einsame vielleicht die Gemeinschaft, Suchende vielleicht einen Sinn, Menschen ohne Arbeit eine Beschäftigung, Traurige vielleicht Trost und Nähe.
Dabei fällt mir ein Wort Jesu ein: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ So entstehen für Gemeinden und Werke vielleicht ganz neue Herausforderungen: Ein Mittagstisch für Seniorinnen und Senioren, eine Gruppe für junge Erwachsene, die gemeinsam etwas unternehmen. Eine Gruppe, die traurige Menschen einlädt und nach Wegen sucht, gemeinsam Trost zu finden. Mit offenen Augen und Ohren und Herzen durch die Welt zu gehen, war immer schon ein wichtiger Baustein von Nachfolge.
Guter Vater!
Hilf mir zu sehen, wo Hilfe nötig ist. Amen.
Gemeinwesendiakonie (Uwe Seibel)
Existenzsicherung, Armutspolitik und Gemeinwesendiakonie
Gemeinwesendiakonie als Perspektive für kirchliche und diakonische Arbeit entwickelt sich an vielen Orten und in vielfältiger Ausprägung. Dabei zeigt sich, dass ein gemeinwesenorientierter Ansatz, der die spezifischen Bedarfe und Ressourcen von Menschen in einem Lebensraum wahrnimmt, vernetzt, aktiviert und zielgruppenübergreifend vorgeht, nicht nur in der klassischen Brennpunktarbeit sinnvoll ist. Grundidee der Gemeinwesendiakonie ist, dass Kirchengemeinden, Dekanate, diakonische Einrichtungen und andere Akteure sich gemeinsam an der Erkundung und Gestaltung lokaler Räume und der Verbesserung von Lebensverhältnissen beteiligen. Gemeinwesendiakonie wird dabei nicht als begrenztes Projekt, sondern als Strategie zur Entwicklung von Gemeinde und Diakonie in einem Lebenszusammenhang verstanden.
Demographischer Wandel
Der demographische Wandel ist sowohl im städtischen als auch im ländlichen Bereich immer deutlicher spürbar.
Für Kirchengemeinden, diakonische Einrichtungen und Kommunen bedeutet dies, ihre Angebote den neuen Anforderungen anzupassen. Nachbarschaften müssen so gestaltet werden, dass ältere Menschen sich beteiligen und versorgt werden können.
Den Kirchengemeinden kommt bei der generationengerechten Ausgestaltung des Gemeinwesens eine besondere Rolle zu, weil sie auf dem Land beständige Institution und in der Stadt klassische Treffpunkte sind.
Kirchengemeinden werden mehr und mehr als Serviceagenturen im Lebensumfeld (Quartier) angefragt und können wichtige Impulse bei der Entwicklung von Nachbarschaften mit altersgerechten Lebensbedingungen und quartiersnaher Versorgung setzen.
Inklusion
Die Ratifizierung der UN-Menschenrechtskonvention stellt alle Gemeinwesen, diakonische Einrichtungen und Kirchengemeinden vor die Herausforderung, Lebenswelten und Nachbarschaften für und mit Menschen mit Einschränkungen so zu gestalten, dass ein Zusammenleben in gleichberechtigter Gemeinschaft und Teilhabe möglich wird.
Kirchengemeinden kommt dabei eine besondere Rolle zu, sie können als „Sauerteig“ durch Kooperation mit anderen diakonischen Einrichtungen und Akteuren einen wichtigen Beitrag zur inklusiven Entwicklung von Dörfern und Stadtquartieren leisten.
Netzwerkarbeit
Netzwerkarbeit ist ein Grundprinzip von Gemeinwesendiakonie.
Mit der Bildung von Netzwerken durch Kirche, Diakonie und anderen Einrichtungen, sowie Einzelpersonen, können Entwicklungspartnerschaften für den lokalen Lebensraum gebildet werden.
Kirchengemeinden überschreiten die eigenen Milieugrenzen und übernehmen zusammen mit anderen Akteuren Verantwortung für die Gestaltung und Entwicklung des jeweiligen Gemeinwesens. Sie werden so zur zivilgesellschaftlichen Akteurin in der Stadt- und Regionalentwicklung.
www.diakonie-hessen.de/verband/arbeitsfelder/exagd/gemeinwesendiakonie/
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause