Ihr scheint als Lichter in der Welt, dadurch dass ihr festhaltet am Wort des Lebens.
Philipper 2, 15.16
Licht sein für andere – andere Übersetzungen sprechen sogar davon „zu leuchten wie die Sterne am Himmel“. Ja, ich glaube, dass dies, was Paulus hier sagt gleich in mehrfacher Weise gilt.
Es passiert einfach manchmal im Leben, dass man selber ins Schwanken gerät. Entweder kann dies durch bestimmte Anlässe geschehen oder manchmal einfach so kommen. Dann ist es einfach gut, sich an anderen orientieren und festhalten zu können. Wenn uns dann z.B. Menschen zur Seite stehen, die fest im Glauben sind, so können sie für uns als Vorbild eine große Hilfe sein. Und wenn wir dann wieder fester auf den eigenen Füßen, dann können sich vielleicht andere Schwankende an uns festhalten.
Ein anderer Gedanke: Unsere Zeit ist in mancher Hinsicht dunkler geworden. Wir spüren wie sich die Welt gerade verändert. Wer hätte noch vor Kurzem im Traum daran gedacht, dass der amerikanische Präsident Soldaten in Bundesstaaten schickt, die ihm nicht gefallen, sich selber unverschämt im Amt bereichert und RichterInnen beschimpft und absetzen lassen will, die ihm nicht nach dem Mund reden? Wer hätte gedacht, dass in Deutschland eine rechtsextremistische Partei, die einfach nur eine Dauerhetze statt Politik betreibt, zweitstärkste Kraft wird?
Es braucht einfach in dieser dunkleren Welt Menschen, die Lichter sind. Menschen, die durch ihr Handeln deutlich machen, dass für sie die Werte, Normen und Regeln wichtig sind. Menschen, die andere einfach mit Respekt behandeln, die das Herz auf dem rechten Fleck haben. Deswegen bin ich für den christlich-islamischen Dialog so dankbar – leuchtende Freunde an unserer Seite.
Guter Vater!
Danke, dass du immer wieder Stärke und Mut schenkst. Amen.
Von dem Respekt und dem Lächeln (Jutta Lehmann)
Ich war im Supermarkt unterwegs. Ganz normal, so wie sonst auch.
Gerade wollte ich in die Konserven-Abteilung einbiegen, um ein paar Gewürzgurken zu kaufen. Da sah ich einen Mann mittleren Alters auf den Knien vor genau diesem Regal. Ich blieb einen kleinen Moment stehen und beugte mich dann zu ihm hinunter um ihn zu fragen, ob ich helfen könne. Ich hielt natürlich den vorgeschriebenen Abstand von 1,5 Metern ein. Logischerweise verstand der Mann mein Genuschel hinter der Maske nicht.
“Nehmen Sie doch kurz Ihre Maske herunter, dann kann ich Sie auch besser verstehen”. Ich tat, was er von mir verlangte und wiederholte meine Frage. “Ich frage mich, ob ich Ihnen beim Suchen helfen kann”?
“Oh, oh….”. Er seufzte aus tiefster Seele. “Ich weiß nicht, ob Sie das können. Wissen Sie junge Frau, ich bin auf der Suche nach dem Respekt. Und da bin ich schon seit geraumer Zeit auf der Suche. Wenn ich ihn irgendwo kurz entdecke, dann ist er nur noch sehr schwach zu sehen. Fast so wie Nebel, wenn er sich lichtet”. Bei diesen Worten wusste ich genau, was dieser Mann suchte. Ich kniete mich neben ihn auf die Erde.
“Und warum suchen Sie genau hier? Bei den Gewürzgurken”?
“Ganz einfach, hier sind konservierte Lebensmittel und meine Idee war, der Respekt könnte sich hier aufhalten, um sich eventuell auch konservieren zu lassen. Wollen Sie mir beim Suchen helfen? Wenn ja, dann würde mich das sehr froh machen”.
Ich stupste ihn mit meinem Ellenbogen an seinen Ellenbogen. Das war ja offensichtlich das neue ‘Händeschütteln’.
“Ich bin Lissy Neukötter”, sagte ich. “Und ich heiße Achim Schiller. Kurz Achim. Wollen wir wir gleich Du sagen bei diesem hehren Ziel, den Respekt zu finden”? “Sehr, sehr gern, Achim”. Und wieder berührten sich wieder unsere Ellenbogen. Was im übrigen gar nicht so einfach war, wenn man kniete.
Wir schauten intensiv in jedes einzelne Regal. Dabei bemerkten wir nicht sofort, dass sich schon eine ganze Reihe von Menschen angesammelt hatte. Sie schauten uns einfach nur zu.
Bis einer dieser Menschen dann das Wort ergriff: “Entschuldigung, was suchen Sie dort in dem Regal? Vielleicht kann Ihnen ja ein Mitarbeiter dieses Marktes weiter helfen”?
Achim richtete sich auf, blieb aber auf seinen Knien. “Wir suchen einfach nur nach dem Respekt, der offensichtlich am Ableben ist. Und wir hoffen ihn hier bei den Konserven zu finden. Sie wissen schon, vielleicht hat er ja auch die Idee, dass es ihm, wenn er konserviert ist, nicht gleich an den Kragen geht”.
Gleich drei der umstehenden Kunden gingen ebenfalls auf die Knie, um uns zu helfen.
In der Zwischenzeit hatte offensichtlich einer der Umstehenden den diensthabenden Filialleiter geholt.
Der stand dann auch direkt inmitten der Respekt-Suchenden.
“Darf ich sie höflichst fragen, was Sie dort unten suchen? Und vielleicht kann ich Ihnen auch ganz einfach helfen”.
Achim und auch alle anderen Suchenden richteten sich auf.
Eine der Frauen seufzte genauso tief, wie Achim das mir gegenüber getan hatte. Dann antwortet Sie dem freundlichen Filialleiter: “Wissen, Sie junger Mann, wir suchen ganz einfach nach Respekt. Nicht mehr und nicht weniger”. Der Mitarbeiter des Marktes nickte anerkennend.
“Oh, das verstehe ich nur zu gut. Viele Mitarbeiter hier bei uns im Markt fragen sich schon seit langer Zeit, wo der Respekt wohl hin ist. Wir spüren ihn hier überhaupt nicht mehr. Es wird nur noch gemeckert und genörgelt. Das Lächeln ist ganz genauso verschwunden. Vielleicht haben die beiden sich einfach aus dem Staub gemacht. Wer weiß das schon. Vielleicht sollten wir uns aufteilen. Die einen suchen das Lächeln und die anderen den Respekt”.
In dem Moment bogen zwei weitere Menschen in diese Konserven Abteilung ein. Sie blieben stehen und hörten noch den Rest der Rede des Mitarbeiters von diesem Markt.
Der Mann dieser beiden Personen fragte dann geradeheraus:
“Respekt, da geht es doch bestimmt um Werbung von diesem Baumarkt. Ich frage mich schon die ganze Zeit, was ist denn eigentlich Respekt”?
Die junge Frau, die mit ihm zusammen gekommen war, zückte ihr Smartphone und sagte: “Ich google das einfach mal”:
Ganz kurze Zeit später war sie offenbar fündig geworden.
Hier, ich hab was bei Wikipedia gefunden. ‘Respekt bezeichnet eine Form der Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Ehrerbietung gegenüber einem anderen Lebewesen’. Aber verstehen tue ich das nicht. Was ist denn Wertschätzung und Ehrerbietung? Das kommt wohl aus dem vorletzten Jahrhundert, oder was”?
Ein Aufstöhnen ging durch die mittlerweile wirklich angeschwollene Menschenmenge…….
Was soll ich dazu sagen?
Ich kann nur hoffen, dass sich ‘RESPEKT’ und auch das ‘LÄCHELN’ nicht ganz und gar verflüchtigen.
www. jutta-lehmann.de/?p=7013
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause