Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR.
Jeremia 29,13+14
Was für eine irre tolle Zusage, die Jeremia im Namen Gottes ausspricht. Er hat sie damals zum Volk Israel gesagt, die im Exil in Babylon waren. Und dort im Exil hatten sie den Eindruck, nicht nur von der Heimat getrennt zu sein, sondern auch von Gott. Gottes Wohnsitz war der Tempel und der war zerstört. Außerdem war Jerusalem weit weg. Sie fühlten sich völlig verloren und hilflos. Und da schlugen die Worte des Jeremia voll ein. Sie gaben eine neue Hoffnung.
Aber nicht nur damals waren sie wichtig, sondern auch heute. Nicht wenige haben das Gefühl verloren zu sein. Nicht wenige haben den Eindruck, sie müssten alles alleine mit ihrer kleinen Kraft schaffen. Und leider geht es nicht wenigen so, dass sie Gott nicht in ihrem Leben finden.
Diesen allen sagt Jeremia zu: Habt keine Sorge, habt keine Angst. Ihr werdet Gott finden. Mit Sicherheit! Vielleicht nicht jetzt und auch nicht morgen, aber Gott ist für dich da.
Vielleicht haben wir manchmal auch eine andere Vorstellung von Gott. Schon Elia machte die Erfahrung, dass Gott nicht in einem großen Sturm war und auch nicht in einem die Erde erschütternden Erdbeben. Gott war in einem leichten Wind zu finden. Ganz anders als Elia es gedacht hatte.
Vielleicht finden auch wir Gott da, wo wir ihn im Leben nicht vermutet hätten: In einem klaren See, in dem Lachen eines Kindes, in der Weisheit einer alten Frau, im Gottesdienst, in der Stille, in der Musik. Gott hat unendlich viele Wege, um den Menschen, um uns zu begegnen.
Guter Vater!
Bitte sei an meiner Seite. Amen.
Wo ich Gott finde
In einem kleinen Dorf südwestlich von Shanghai lebt Lin. Die Bewohner achten ihn wegen seiner Freundlichkeit und Friedfertigkeit. Einmal fragt ihn der Dorfvorsteher, wie er zu seiner Ausgeglichenheit gelangt sei.
Da lächelt Lin und sagt: „Ich bin stets in der Nähe Gottes gewesen."
„Wo", fragt der Dorfvorsteher, „findest du Gott?" Lin schaut sich um, blickt zum Himmel und zur Erde und meint: „Das Säuseln des Windes und der Gesang der Vögel, das Funkeln der Sterne wie der Glanz der Sonne erzählen von Gott."
Nach einer Pause setzt er seine Überlegungen fort: „Aber auch der Wechsel der Jahreszeiten kündet vom Allmächtigen, die Schneeflocke, die zu Boden fällt, das Eis, das sich an einem Zweig bildet, das Summen der Hummeln im Frühlingserwachen, das Aufbrechen der Knospen in der Mittagswärme. Sie künden ebenso von Gott wie die sommerlichen Blumen, die die Wiesen schmücken, das reife Korn, das auf dem Feld wächst, die herbstlichen Blätter, die sich verfärben, und der brausende Sturm, der vorüberzieht."
Lin schweigt, sieht den Dorfvorsteher eine Weile an, dann schaut er über das stille Tal und mit einem zufriedenen Lächeln fährt er fort: „Willst aber du Gott spüren, dann geh auch in die Großstadt. Betrachte die Menschen, die zielstrebig zur Arbeit eilen, den Krämer, der gekonnt seine Waren ausbreitet, das Paar, das friedvoll seine Mittagspause genießt, den Greis, der schlummernd auf der Parkbank verweilt. Vor allem stürze dich am Abend in das Getümmel der Großstadt, wenn der Verkehr in den Gassen nur schubweise fließt, wenn die Lichter der Warenhäuser erstrahlen, wenn in den Garküchen die Hungrigen schmatzen. Genieße die Zeit, wenn das grelle und bunte Neonlicht allmählich verlischt, wenn der Lärm in den Straßen verebbt und wenn die Nacht sich wie ein dunkles Tuch auf die Dächer legt."
Lin holt tief Luft, dann bestätigt er noch einmal das Gesagte mit einem Kopfnicken: „Ja, auch in der Unruhe der Großstadt erfährst du Gott." Wieder schweigt er eine Weile, betrachtet lange den Dorfvorsteher, der vor ihm sitzt. Dann sagt er: „Willst du aber Gott sehen, dann gehe in den Kindergarten, in jedem Gesicht spiegelt sich der Herr wider."
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause