Denn wir wissen: Wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel.
2. Korinther 5,1
Manchmal gibt es eine Sehnsucht, dieses himmlische Haus zu erreichen. Als meine Großmutter 94 Jahre alt war sagte sie: „Jetzt reicht es. Gott kann mich ruhig holen. Jetzt ist keiner mehr da, mit dem ich groß geworden bin.“ Und als sie starb, blickte sie auf ein langes und erfülltes Leben zurück. Sie war einfach lebenssatt.
Manchmal wünschen sich Menschen auch das Ende herbei, wenn sie an einer schweren Krankheit erkrankt sind. Dann ist das Leid so mit Händen zu greifen, dass der Tod schließlich eine Erlösung ist von einem langen beschwerlichen Weg.
Aber nicht nur in diesen genannten Fällen ist der Lehrtext eine echte Hilfe. Ich finde es sehr tröstlich, dass wir nicht ins Nichts sterben. Auch nach dem Tod erwartet uns eine Wohnung, in der wir ein neues Zuhause finden können. Wie diese Wohnung aussehen wird, entzieht sich unserer Wahrnehmung. Aber es wird eine Wohnung in der Nähe Gottes sein. Und der Korintherbrief spricht von einer ewigen Wohnung, also wird auch dieses Leben, dieses zweite Leben ewig sein. Auch was Ewigkeit bedeutet, werden wir erst dann erfahren.
Und so können mir die Sätze aus dem 2. Korintherbrief auch für mein jetziges Leben Mut machen. Denn der Gott, der nach meinem Tod für mich sorgen wird, dieser Gott ist auch jetzt schon in meinem Leben für mich da. Und wer die für die Ewigkeit bauen kann, dem ist auch jetzt hier auf der Erde nichts unmöglich. Und dass dieser an meiner Seite ist, gibt mir einen neuen Schwung für mein Leben.
Guter Vater!
Danke für deine ewige Liebe. Amen.
Was ist eigentlich das Leben?
An einem schönen Sommertag um die Mittagszeit war große Stille am Waldrand. Die Vögel hatten ihre Köpfe unter die Flügel gesteckt, und alles ruhte. Da streckte der Buchfink sein Köpfchen hervor und fragte: „Was ist eigentlich das Leben?" Alle waren betroffen über diese schwierige Frage.
Die Heckenrose entfaltete gerade eine Knospe und schob behutsam ein Blatt ums andere heraus. Sie sprach: „Das Leben ist eine Entwicklung." Weniger tief veranlagt war der Schmetterling. Er flog von einer Blume zur anderen, naschte da und dort und sagte: „Das Leben ist lauter Freude und Sonnenschein."
Drunten im Gras mühte sich eine Ameise mit einem Strohhalm, zehnmal länger als sie selbst, und sagte: „Das Leben ist nichts als Arbeit und Mühsal."
Geschäftig kam eine Biene von einer honighaltigen Blume auf die Wiese zurück und meinte dazu: „Nein, das Leben ist ein Wechsel von Arbeit und Vergnügen." Wo so weise Reden geführt wurden, streckte auch der Maulwurf seinen Kopf aus der Erde und brummte: „Das Leben? Es ist ein Kampf im Dunkeln."
Nun hätte es fast einen Streit gegeben, wenn nicht ein feiner Regen eingesetzt hätte, der sagte: „Das Leben besteht aus Tränen, nichts als Tränen." Dann zog er weiter zum Meer. Dort brandeten die Wogen, warfen sich mit aller Gewalt gegen die Felsen und stöhnten: „Das Leben ist wie ein vergebliches Ringen nach Freiheit." Hoch über ihnen zog majestätisch der Adler seine Kreise. Er frohlockte: „Das Leben, das Leben ist ein Streben nach oben." Nicht weit vom Ufer entfernt stand eine Weide. Sie hatte der Sturm schon zur Seite gebogen. Sie sagte: „Das Leben ist ein Sichneigen unter eine höhere Macht." Dann kam die Nacht. Mit lautlosen Flügeln glitt der Uhu über die Wiese dem Wald zu und krächzte: „Das Leben heißt: die Gelegenheit nützen, wenn andere schlafen." Und schließlich wurde es still in Wald und Wiese. Nach einer Weile kam ein junger Mann des Wegs. Er setzte sich müde ins Gras, streckte dann alle Viere von sich und meinte, erschöpft vom vielen Tanzen und Trinken: „Das Leben ist das ständige Suchen nach Glück und eine lange Kette von Enttäuschungen." Auf einmal stand die Morgenröte in ihrer vollen Pracht auf und
sprach: „Wie ich, die Morgenröte, der Beginn eines neuen Tages bin, so ist das Leben der Anbruch der Ewigkeit!"
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Hier sind alte Andachten zu finden:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause