Das Warten der Gerechten wird Freude werden.
Sprüche 10,28
Gestern gingen so viele Bilder glücklicher und jubelnder Menschen um die Welt. Nach einer 50jährigen Diktatur des Assad-Clans kam es nun zur Flucht des Diktators. Ein junger Mann strahlte über das ganze Gesicht: „Wir haben so lange gewartet auf Freiheit. Jetzt kommen die Gefangenen frei. Leid und Folter haben ein Ende.“ Eine ganze Generation musste die Diktatur ertragen. Die Aufstände wurden blutig niedergeschlagen. Millionen an Syrern floh vor der Gewalt, auch in unser Land. Wie lange hatte man Warten müssen auf eine gute Zeit. Das Warten ist nun endlich zu einer Freude geworden. Hoffen und beten wir, dass es nicht zu einer neuen Diktatur unter anderen Vorzeichen kommt.
Eine ganze Generation lang. Dabei fällt das Warten doch eh schon so schwer – besonders dann, wenn wir uns in einer schlimmen Situation befinden. Dann werden Sekunden zu Minuten und Minuten zu Stunden. Wir alle kennen dies und haben Sorge, auf diese Weise Warten zu müssen.
Aber es gibt auch ein Warten, dass uns nicht zur Last wird. Der Advent ist so eine Wartezeit. Wir warten darauf, dass es Weihnachten wird. Und dabei bereiten wir uns vor.
Wir bereiten uns äußerlich vor, indem wir Geschenke besorgen oder Lebensmittel einkaufen. Und wir bereiten uns innerlich vor. Eine Vorfreude auf Gottes Kommen breitet sich aus. Eine Freude am Licht, das immer heller strahlt. Dieses Warten können wir gut aushalten und auch genießen. Denn wir wissen, was nach dem Warten kommt. Wir brauchen nicht unsicher zu werden, sondern können uns darauf freuen. Das Fest der Liebe Gottes kommt. Das Fest der Nähe Gottes kommt. Weihnachten kommt in unsere Herzen und in unsere Gegenwart.
Guter Vater!
Auf dich warte ich gerne. Amen.
Ich habe gehorcht!
Der Überlinger Philosoph Leopold Ziegler bestimmte schon bei Lebzeiten den Spruch für seinen Grabstein. Dort sollte einmal nach seinem Willen stehen: „Ich habe gehorcht!" Ziegler meinte damit wohl zwei Dinge, die im Leben zusammengehören. Mein Leben ist ein Horchen, Wachen, Warten, Empfangen und Lauschen. Mit dem Hören und Horchen, Stillewerden und Empfänglichsein beginnt das Leben. Aber dann auch das andere. Leben ist Gehorchen und Handeln, Aktivwerden und Schritte wagen.
In dieser Spannung von Besinnen und Beginnen, Ruhen und Tun, Horchen und Gehorchen wollte Ziegler sein Leben verstanden wissen.
Schweigen und Horchen fällt uns oft schwer. Warten und Offensein macht uns Mühe. Was uns so leicht dünkt, einfach nichts zu tun, nicht rennen, nichts in die Hand nehmen, ist bisweilen das Schwerste. Dabei ist Schweigen viel mehr als Nichtreden. Es ist die aktive Haltung aufmerksamer Bereitschaft. Es ist das bewusste Hinhören und Empfangenwollen. Dabei ist Warten mehr als ein Nichthandeln. Es ist die angespannte Wachsamkeit, die auf Kommendes wartet und mit Neuem rechnet.
Mit Horchen und Warten muss alles Gehorchen und Handeln beginnen.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause