Ich, der HERR, sage: Ich bin nicht nur der Gott in eurer Nähe, sondern auch der ferne Gott, über den ihr nicht verfügt.
Jeremia 23,23
Vor längerer Zeit bin ich öfter einer alten Dame begegnet, die sich eine bestimmte Redeweise zugelegt hatte. Ab und zu, ohne bestimmten Anlass, sagte sie „Ach Gottchen, ach Gottchen.“ Es war so was wie eine kleine Marotte. Als ich dies zum ersten Mal hörte, war meine erste Reaktion: Das passt nicht. Gott ist Gott und nicht Gottchen.
Daran erinnerte der Prophet Jeremia seine Zuhörer auch: Gott ist auch der nahe Gott, der mit euch und bei euch ist. Gott ist aber auch der ferne Gott, über den ihr nicht verfügt.
Ich glaube, es ist auch gut, dass wir dies heute noch einmal bewusst wahrnehmen. Wenn ich alte Predigthilfen zur Hand nehme, dann wird darin teilweise ganz anders von Gott gesprochen als heute. Die Gottesfurcht spielt da noch eine große Rolle, der Gehorsam der Christinnen und Christen wird betont. Es wird oft von einem Lohn gesprochen, nach dem Motto „Sei getreu bis in den Tod, dann will ich dir die Krone des Lebens geben.“
Heute verkündigen wir den nahen, liebenden und unterstützenden Gott. Und da heißt es dann eher: „Sei tapfer und entschlossen. Lass dich durch nichts erschrecken und verliere nie den Mut, denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst.“ Beide Sprüche waren Taufsprüche, der eine von 1940, der andere von 2025.
Bei so viel Nähe ist es gut, auch von der Eigenständigkeit Gottes zu hören und zu begreifen, dass Gott mir nur deswegen nahe ist, weil er es will. Nicht er steht mir zur Verfügung, sondern genau anders herum ist es richtig. Ich stehe ihm zur Verfügung.
Guter Vater!
Lass mich deine Größe nicht vergessen. Amen.
Vaters Freund hat eine leise Stimme (Friderun Krautwurm)
Markus kennt kaum einen Mann, der am Sonntag oft in die Kirche geht. Nur sein Vater tut das.
„Ich möchte mal wissen, warum!" sagt Markus. „Warum gehst du so oft in die Bleichstraße?" fragt der Vater zurück. „Na, weil da mein Freund wohnt. Der hat mir doch viel zu erzählen." „Und ich", sagt der Vater, „ich geh' in die Kirche, weil Gott mein Freund ist, und weil ich gern mehr von ihm hören will." „Wohnt Gott in den Häusern mit Kirchturm und Kreuz drauf?" „Nein, in den Menschen, die auf ihn hören. Wenn ich allein bin, denke ich manchmal: Gottes Stimme, was ist das? Gibt's sowas wirklich???? Sitz ich aber mit anderen Menschen zusammen, die auch darauf horchen, dann fällt es mir leichter zu wissen, was Gott will." „Will er lauter schrecklich langweilige Sachen?"
„Oh nein, bewahre! Er ist doch mein Freund! Alles, was gut und was froh und was stark macht, das kommt von ihm." „So?"
Das hört sich ja gut an. Dann soll Vater man ruhig auch weiter dorthin gehn.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause