Wenn sie nur immer so gesinnt bleiben! Wenn sie mich nur immer so ernst nehmen und meine Gebote befolgen! Dann wird es ihnen und ihren Nachkommen stets gut gehen.
5. Mose 5,29
Eine Diskussion im Lehrerzimmer. „Puh, heute war J. wieder mal unausstehlich. Er hat in der Pause wieder zwei Jungen geschlagen. Und dann im Sportunterricht ist er rausgeflogen. Mensch, dabei ist der richtig pfiffig. Wenn er sich nur ein wenig beherrschen könnte, dann wäre er ein richtig guter Schüler. Ich habe echt alles probiert. Ich kriege ihn nicht zu greifen.“ Eine Kollegin bedauert die Situation eines Schülers. Sie sieht sein Potential, möchte helfen und unterstützen. Und doch macht der Junge sich und anderen das Leben meist schwer.
So einen Stoßseufzer sehe ich auch in den Versen des Mosebuchs, die heute Tageslosung sind. Es ist Gottes Stoßseufzer. Und da die Menschen sich bis heute nicht verändert haben, so wird Gott auch heute noch mit einer großen Traurigkeit und einem großen Bedauern auf diese Welt blicken. „Wenn die Menschen doch mir nachfolgen würden, was könnte das für ein gutes Leben sein.“
Als erstes erblicke ich in diesen Worten Gottes seine Liebe und seine Verbundenheit mit den Menschen. Sie sind ihm alles andere als egal. Nur weil sie im wirklich am Herzen liegen, bedauert er ihre Lebensweise. Und doch hält er an seiner Liebe fest, so wie auch Eltern an ihrer Liebe zum Kind festhalten, wenn es sie enttäuscht. Und doch gibt es auch für Eltern eine Grenze der Liebe. Wenn sie zu oft enttäuscht wurden, resignieren sie vielleicht. Diese Grenze gibt bei Gott zum Glück nicht. Er hält an uns fest.
Wenn Gott auf mein Leben, dein Leben und Ihr Leben guckt, bedauert er dann auch die Ferne oder freut er sich über die Nähe?
Guter Vater!
Danke, dass du uns und mich nicht fallen lässt. Amen.
Kostbares Gut
„Kannst du uns am Samstag helfen?", fragt Jan seinen Freund Sascha, „Vater hat einen Großauftrag bekommen und der muss am Montag erledigt sein."
„Na klar, ich helfe", sagt Sascha.
Jans Vater ist Glasbläser. Das ist seltener Beruf. Heute werden die meisten Gläser mit Maschinen hergestellt. Doch in dem kleinen Betrieb der Eheleute Pinovic wird noch alles mit der Hand und dem Mund gefertigt. Darum sind die Hände von Jans Vater groß und rau. Das kommt vom wiederholten Drehen des Blasrohres und seine Wangen sind dick und faltig. Das kommt vom ständigen Ausblasen des Glases.
„Ich kann einem Frosch Konkurrenz machen", sagt Jans Vater und lässt seine Backen kleinen Luftballons gleichen.
Das hat Sascha schon oft gesehen, wenn er in der Glasbläserei geholfen hat. Er darf aber keine Gläser herstellen. Doch das Feuer schüren, kleine Handreichungen erledigen und den Betrieb sauber halten, das kann er gut.
An diesem Samstag aber wartet Jan vergeblich auf seinen Freund. Trotz der Zusage kommt er nicht. Jan ist enttäuscht. Er muss nun für zwei arbeiten, und das bei dem heißen Wetter.
Als er erfährt, dass Sascha den Tag im Freibad verbracht hat, ist er betrübt. Sauer wird er nach seinem abendlichen Anruf bei Sascha. „Wo warst du?", fragt er.
„Ich bitte um Entschuldigung", sagt Sascha und seine Antwort kommt schnell und gut überlegt, „ich musste meiner Tante im Garten helfen. Es war doch der erste schöne Tag im Jahr und da wurde der Garten bestellt. Ich konnte mich nicht drücken."
„Ach so", sagt Jan, legt den Hörer auf und klagt: „Jetzt belügt er mich auch noch! Mir erzählt er, dass er fleißig gearbeitet hat, dabei hat er faul im Schwimmbad gelegen!"
„Das ist schlimm", sagt der Vater, „denn jede Freundschaft gleicht einem Glas. Hat sie erst einen Sprung, kann man es nie wieder völlig kitten, meist hält sie auch nicht mehr lange."
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause
Gott, mein Herz ist bereit, ich will singen und spielen. Wach auf, meine Seele!
Psalm 108,2
In den letzten Tagen las ich einen Zeitungsartikel, der sich darum drehte, wie im Moment die Situation von Menschen in unserem Land wahrgenommen wird. Es wurde schnell deutlich, dass es einen großen Unterschied zwischen der Wahrnehmung und der Wirklichkeit gab. Oftmals erleben wir heute die Situation als sehr bedrückend und haben den Eindruck, dass es steil bergab geht. Der Artikel aber rief noch einmal in Erinnerung, dass wir weiterhin in einem der sichersten Länder der Welt leben. Im Moment arbeiten so viele Menschen wie noch nie in unserem Land. Unsere Demokratie ist eine der lebendigsten und widerstandsfähigsten in der Welt. Eigentlich könnten wir fröhlich und glücklich sein. Eigentlich.
Der Psalmbeter fordert seine eigene Seele auf, aufzuwachen. Er will sie wecken, indem er singt und Musik macht. Vielleicht brauchen auch unsere Seelen solch einen Weckruf.
Meine Gedanken schwenken um. Was wäre, wenn ich einmal danach suche, was alles gut in meinem Leben ist, anstatt nur auf das Negative zu blicken? Ich spüre sofort, dass sich dann nicht nur der Blickwinkel verändert. Ich sehe meine Familie, meine uralten Eltern, meine Freunde, meinen Beruf. Ich sehe eine lebendige Gemeinde, in der ich mit vielen Menschen verbunden bin. Ich sehe die Arbeit als Lehrer an der Kyburg Grundschule, die mir so viel Freude macht. Und ich merke noch einmal wie reich ich eigentlich bin und wie gut es mir geht.
Und was siehst du, sehen Sie? Ich kann mir vorstellen, dass auch dort viel Schönes gesehen werden kann. Auch Ihr und dein Leben ist ein reiches und erfülltes Leben. Ist das nicht ein Grund, Gott zu loben, zu singen und zu spielen – mit wacher und fröhlicher Seele!
Guter Vater!
Danke für den Reichtum des Lebens, mit dem du mich beschenkst. Amen.
Vorgänge am See (Frieder Stöckle)
Mitunter, vor Tag, verlasse ich mein Bett, schleiche barfuß leise zur Tür und mach mich auf zum See. Auf der Treppe begegne ich der Zeitung:, ach (hunderttausend Arbeitslose zu erwarten', Sommerschlussverkauf! bei Karstadt purzeln die Preise', ,der Terror nimmt kein Ende'. Die Haustüre hinter mir zu.
Dunkel sind die Häuserumrisse der Vorstadt und ungenau. Silbern schimmern Schneckenspuren am Zaun. Tautropfen ziehen am Spinnennetz. Meine nackten Füße tatschen auf dem Stein.
Am Bahndamm entlang. Manchmal auf den Schienenschwellen aus Eichenholz. Groß sind die Trockenrisse im Holz. Zwischen den Schwellen liegt Schotter. Beim Bahnwärterhäuschen biege ich ab, quer über die taunasse Wiese. Meine Zehen rechen Kleeblüten, Hahnenfuß und Wiesenschaumkraut.
Mitten in der Wiese bleibe ich stehen. Noch hundert Meter bis zum See. Ich spanne einen Grashalm zwischen meine gestreckt aneinandergepressten Daumen. Die Hände hohlzueinander bilden den Resonanzraum. Und jetzt blase ich stark in den Grashalm: „Kihuiooo, kihuiooo—." Ich horche. Dort drüben vom Schilf kommts zurück, kürzer und scharf: Kihui, kihui -. Das sind die Schilfhaubentaucher. Ich gehe vorsichtig weiter, stelze wie ein Storch zum Uferschilf, stehe schon im Wasser bis über die Knöchel, Patsch! Ein schwarzer Haubentaucher klatscht aus dem Schilf, die Flügel dicht über dem Wasser. „Kihuioo —" Platsch! Platsch! kihui, kihui, platsch, platsch, klatsch!
Vor mir, hinten am Weidenbusch, links bei der Bachmündung und weiter draußen am offenen Wasser: überall schreckt es im dämmrigen Schilf. „Ki- uioooo... Kihuiooo..." Bis über die Knie stehe ich im Wasser. Der Schilfwald umgibt mich. Jetzt schrecken schnarrend die Enten und Wasserläufer. Frösche fangen an, Bewegung ist im Schilf. Der See ist in Aufruhr. Damit bin ich zufrieden.
Ich wate rückwärts, der Seetang und Froschlaich hängt mir bis über die Knie an den Beinen. „Kihuiooo", nochmal grell zurück zum See, dann schnell über die Wiese. Durch Hahnenfuß, Wiesenschaumkraut und Kleeblüten am Bahndamm entlang zu der Vorstadt. Die Häuser werden deutlicher. Am Spinnennetz ziehen Tautropfen. Die Schneckenspur am Zaun schimmert silbern. Auf der Treppe begegne ich wieder der Zeitung. Zurück ins Bett. Später, wenn meine Mutter mich weckt wird sie die Hahnenfüße im Bett finden. „Hast du schon wieder die Viecher am See gescheucht?" wird sie sagen, oder „gab's wieder Vorgänge am See?"
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause
Gott, mein Herz ist bereit, ich will singen und spielen. Wach auf, meine Seele!
Psalm 108,2
In den letzten Tagen las ich einen Zeitungsartikel, der sich darum drehte, wie im Moment die Situation von Menschen in unserem Land wahrgenommen wird. Es wurde schnell deutlich, dass es einen großen Unterschied zwischen der Wahrnehmung und der Wirklichkeit gab. Oftmals erleben wir heute die Situation als sehr bedrückend und haben den Eindruck, dass es steil bergab geht. Der Artikel aber rief noch einmal in Erinnerung, dass wir weiterhin in einem der sichersten Länder der Welt leben. Im Moment arbeiten so viele Menschen wie noch nie in unserem Land. Unsere Demokratie ist eine der lebendigsten und widerstandsfähigsten in der Welt. Eigentlich könnten wir fröhlich und glücklich sein. Eigentlich.
Der Psalmbeter fordert seine eigene Seele auf, aufzuwachen. Er will sie wecken, indem er singt und Musik macht. Vielleicht brauchen auch unsere Seelen solch einen Weckruf.
Meine Gedanken schwenken um. Was wäre, wenn ich einmal danach suche, was alles gut in meinem Leben ist, anstatt nur auf das Negative zu blicken? Ich spüre sofort, dass sich dann nicht nur der Blickwinkel verändert. Ich sehe meine Familie, meine uralten Eltern, meine Freunde, meinen Beruf. Ich sehe eine lebendige Gemeinde, in der ich mit vielen Menschen verbunden bin. Ich sehe die Arbeit als Lehrer an der Kyburg Grundschule, die mir so viel Freude macht. Und ich merke noch einmal wie reich ich eigentlich bin und wie gut es mir geht.
Und was siehst du, sehen Sie? Ich kann mir vorstellen, dass auch dort viel Schönes gesehen werden kann. Auch Ihr und dein Leben ist ein reiches und erfülltes Leben. Ist das nicht ein Grund, Gott zu loben, zu singen und zu spielen – mit wacher und fröhlicher Seele!
Guter Vater!
Danke für den Reichtum des Lebens, mit dem du mich beschenkst. Amen.
Vorgänge am See (Frieder Stöckle)
Mitunter, vor Tag, verlasse ich mein Bett, schleiche barfuß leise zur Tür und mach mich auf zum See. Auf der Treppe begegne ich der Zeitung:, ach (hunderttausend Arbeitslose zu erwarten', Sommerschlussverkauf! bei Karstadt purzeln die Preise', ,der Terror nimmt kein Ende'. Die Haustüre hinter mir zu.
Dunkel sind die Häuserumrisse der Vorstadt und ungenau. Silbern schimmern Schneckenspuren am Zaun. Tautropfen ziehen am Spinnennetz. Meine nackten Füße tatschen auf dem Stein.
Am Bahndamm entlang. Manchmal auf den Schienenschwellen aus Eichenholz. Groß sind die Trockenrisse im Holz. Zwischen den Schwellen liegt Schotter. Beim Bahnwärterhäuschen biege ich ab, quer über die taunasse Wiese. Meine Zehen rechen Kleeblüten, Hahnenfuß und Wiesenschaumkraut.
Mitten in der Wiese bleibe ich stehen. Noch hundert Meter bis zum See. Ich spanne einen Grashalm zwischen meine gestreckt aneinandergepressten Daumen. Die Hände hohlzueinander bilden den Resonanzraum. Und jetzt blase ich stark in den Grashalm: „Kihuiooo, kihuiooo—." Ich horche. Dort drüben vom Schilf kommts zurück, kürzer und scharf: Kihui, kihui -. Das sind die Schilfhaubentaucher. Ich gehe vorsichtig weiter, stelze wie ein Storch zum Uferschilf, stehe schon im Wasser bis über die Knöchel, Patsch! Ein schwarzer Haubentaucher klatscht aus dem Schilf, die Flügel dicht über dem Wasser. „Kihuioo —" Platsch! Platsch! kihui, kihui, platsch, platsch, klatsch!
Vor mir, hinten am Weidenbusch, links bei der Bachmündung und weiter draußen am offenen Wasser: überall schreckt es im dämmrigen Schilf. „Ki- uioooo... Kihuiooo..." Bis über die Knie stehe ich im Wasser. Der Schilfwald umgibt mich. Jetzt schrecken schnarrend die Enten und Wasserläufer. Frösche fangen an, Bewegung ist im Schilf. Der See ist in Aufruhr. Damit bin ich zufrieden.
Ich wate rückwärts, der Seetang und Froschlaich hängt mir bis über die Knie an den Beinen. „Kihuiooo", nochmal grell zurück zum See, dann schnell über die Wiese. Durch Hahnenfuß, Wiesenschaumkraut und Kleeblüten am Bahndamm entlang zu der Vorstadt. Die Häuser werden deutlicher. Am Spinnennetz ziehen Tautropfen. Die Schneckenspur am Zaun schimmert silbern. Auf der Treppe begegne ich wieder der Zeitung. Zurück ins Bett. Später, wenn meine Mutter mich weckt wird sie die Hahnenfüße im Bett finden. „Hast du schon wieder die Viecher am See gescheucht?" wird sie sagen, oder „gab's wieder Vorgänge am See?"
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
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