Der HERR schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, dass er sehe, ob jemand klug sei und nach Gott frage. Psalm 14,2
Nun, die Menschen scheinen auch vor mehr als 2500 Jahren nicht anders gewesen zu sein als wir heute. Gott schaut vom Himmel herab und sucht Weisheit bei den Menschen. Er findet aber nur Torheit. Auch damals meinten die Menschen sie selber seien am klügsten und bräuchten Gott nicht.
Vielen geht es heute noch genauso. Sie sind (zu Recht) stolz auf das im Beruf Erreichte. Sie sind (zu Recht) stolz auf die eigene Lebensleistung. Sie sind (zu Recht) stolz auf ihren Besitz, auf das, was sie sich erarbeitet haben. Sie sind (zu Recht) stolz auf ihre Gesundheit, für die sie viel tun. Manchmal führt dies allerdings zu der Überschätzung, der Hybris.
Kluge Menschen wissen, dass alles diese äußeren Dinge wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen können. Die Generation der Eltern und Großeltern hat erlebt, wie alles Äußere, aller Besitz, alle Gesundheit einfach wegbrechen konnte. Viele mussten bei weniger als Null anfangen.
Was heißt das für uns? Ist Stolz keine gute Eigenart? Nun, wenn Stolz mit Demut und Dank gepaart ist, dann ist er klasse. Klar kann man stolz sein auf Erreichtes. Aber dazu gehört der Dank an Gott, der dazu Kraft und Segen gegeben hat.
Und vielleicht achten wir auch mehr darauf, was wirklich wichtig ist: Haus, Auto, Erfolg, Geld? Oder sind es eher: Wärme, Zärtlichkeit, Liebe, gute Beziehungen, Freundschaften? Was würde bleiben, wenn ich ein armer Schlucker wäre, der nichts mehr hat. Was würde dann Halt geben? Wer würde dann an meiner Seite stehen? Wenn Gott auf uns guckt, was würde er sehen: Weisheit oder Torheit?
Guter Vater!
Bitte lass mich erkennen, was wirklich wichtig ist. Amen.
„Der Hof war meine Rettung“ (Stephan Seeger)
Kaarst · Seit rund fünf Jahren ist der frühere Kunsthändler Helge Achenbach an den Tönishöfen in Kaarst mit seinem Verein „Culture without Borders“ aktiv. Die Gemeinschaft wächst, die Visionen sind groß.
Vor wenigen Tagen erst ist Helge Achenbach von der Insel Lanzarote wieder nach Deutschland gekommen. Fünf Wochen lang weilte der heute 71-Jährige auf der Insel der Feuerberge und traf internationale Künstler. Im Januar wird er erneut auf die Insel fliegen, wo der Verein „Culture without Borders“ über eine Art Dependance verfügt, in der Workshops stattfinden und wo er abschalten kann. „Ziemlich kalt hier in Deutschland“, sagt er, als wir ihn auf den Tönishöfen in Kaarst besuchen. Dort, im „Hauptquartier“ des Vereins, hat Achenbach vor rund fünf Jahren ein neues Zuhause gefunden.
Jener Helge Achenbach, der sich als Kunstberater weltweit einen Namen gemacht hat und dann 2015 wegen Betrugs, Urkundenfälschung und Untreue zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt wurde. Im Sommer 2018 wurde er vorzeitig freigelassen. Sein persönliches Highlight im Jahr 2023 war die Dokumentation „Der Illusionist“, in der sein Aufstieg und Fall beleuchtet wird. In dem Film sagt Achenbach folgenden Satz: „Der Hof war meine Rettung.“ Was meint er damit? „Ich bin mit meinem Handeln damals als Mensch tief gefallen. Am Ende gibt es nur die Frage, wie das Leben weitergeht und ob ich es schaffe, mich mit der Gesellschaft zu versöhnen“, sagt Achenbach: „Der Hof hat mir die Kraft gegeben, mich zu versöhnen. Ich habe mir eine Chance gegeben, zu beweisen, dass ich ein guter Mensch bin losgelöst von allem Materialismus, dem ich damals verfallen war.“ Er habe „zurück zu den echten Werten gefunden“, sagt Achenbach: „Das, was mir widerfahren ist, war im Nachhinein sehr heilsam.“
Verein „Culture without Borders“ ist ein gemeinnütziger Verein, der sich für Kunst, Kultur und Kulturschaffende engagiert. Seit 2018 bietet er auf dem Kulturhof ein Zuhause für geflüchtete Künstler aus verschiedenen Ländern. Zudem können aufstrebende Künstler und Künstlerinnen dort ihre Kunstwerke erstellen und ausstellen.
Der Hof im Norden von Kaarst hat sich in den vergangenen fünf Jahren zu einem Zufluchtsort für Kulturschaffende entwickelt. Im vergangenen Jahr kamen zwischen 8000 und 10.000 Besucher, darunter viele Kunstvereine, unter anderem auch die Kunstsammlung NRW. Das Besondere an dem Hof und dem Verein: Künstler, die in ihrer Heimat politisch verfolgt werden oder wegen eines Krieges im eigenen Land flüchten mussten, finden in Kaarst eine neue Heimat und können sich künstlerisch entfalten. „Wir haben Künstler und Künstlerinnen aus der Ukraine, Afrika oder Palästina hier, die sich in den vergangenen Jahren auch in ihrer Kunst weiterentwickelt haben“, so Achenbach. Als Beispiel nennt er die ukrainische Künstlerin Yuliia Balabukha. Die aus Kiew nach Deutschland geflüchtete Künstlerin malte anfangs noch Aquarelle mit Blut, Feuer und Bomben. Mittlerweile zeigen ihre Bilder blühende Landschaften. Vom Krieg in ihrer Heimat ist nichts mehr zu sehen.
Große Pläne gibt es für das kommende Jahr. Anfang Februar ist der gesamte Verein von der nationalen Kunstakademie Nepals nach Kathmandu eingeladen, im Sommer wollen Künstler aus Nepal nach Kaarst kommen. Außerdem soll auf den Tönishöfen ein neues Projekt verwirklicht werden: Die Klangspirale, die im Sommer fertig sein soll. Dann werden die geplanten Konzerte des evangelischen Kantors Wolfgang Weber auf eine neue Klangebene gehoben. Generell ist Weber begeistert von dem Angebot auf dem Hof: „Das Gelände und die Menschen, die hier leben, sind eine Inspiration für alle Künstler. Es ist ein wunderbares Miteinander“, sagt er. Auch eine Weihnachtsausstellung mit regionalen Künstlern, die am 1. Advent beginnt und Neujahr endet, kann sich Helge Achenbach gut vorstellen.
Über allem steht aber das Langzeitprojekt: Das sensible Zusammenspiel zwischen Natur und Kunst in Form eines Skulpturenparks rund um den Baggersee, der in ein paar Jahren an das Gelände grenzen wird. „Wir wollen künftig primär mit den Skulpturen in die Natur reingehen“, erklärt Bildhauer Armin Baumgarten. „Wir wollen Kunst und Natur miteinander verbinden und etwas Poetisches schaffen“, ergänzt Helge Achenbach. Bevor der erste Bagger allerdings rollt, werden laut Achenbach noch rund zehn Jahre ins Land ziehen. „Es ist ein Langzeitprojekt, dass wir über Generationen denken müssen“, sagt er.
Der Hof finanziert sich rein aus Spenden. „Wir schaffen es immer, zwischen 100.000 und 120.000 Euro Spenden zu sammeln“, sagt Achenbach. Das reiche für den laufenden Betrieb und kleinere Investitionen.
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