Predigt über Lukas 22, 54-62
(10.3.2024)
Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen
Liebe Gemeinde!
Wie oft schon haben wir das Gefühl in unserem Leben gehabt, zu versagen? Jede und jeder von uns kennt es. Es ist menschlich. Keine und keiner von uns sind perfekt und daher scheitern und versagen wir auch.
Obwohl es menschlich ist, leiden wir darunter, dass wir versagen. Manchmal wird ein ganzes Leben dadurch geprägt. Und oft ist das, was für den einen nebensächlich erscheint für den anderen eine Katastrophe. Für den einen ist eine Flasche Bier eine willkommene Erfrischung. Für den anderen ist sie die Fortsetzung einer Katstrophe, die das Leben bestimmt. Für die eine ist eine Tafel Schokolade eine leckere Süßigkeit. Für die andere Ausdruck eines ewigen Scheiterns bei dem endlosen Versuch abzunehmen. Für die einen sind ein paar Überstunden ein seltenes notwendiges Übel. Für die andere sind sie das Symbol des Gefangenseins in einer Workoholic Spirale.
So gibt es tausende Möglichkeiten zu versagen. Allen gemein ist ein furchtbar schlechtes Gefühl. Es ist wie eine negative Bestätigung, dass wir nichts wert sind. Dieses Leiden an sich selbst wird dann gerne versteckt. Wer gibt schon gerne zu, ein solcher Looser zu sein. Aber wenn das Leiden versteckt wird, dann bleibt es trotzdem wie ein schwerer Rucksack an uns hängen. Und nichtsdestotrotz wird das Leben einfach unschön, ungerne gelebt, in den Sog des Leidens und des zerstörten Selbstbildnisses gezogen.
Auch die Bibel berichtet von einem Versagen, einem furchtbaren Versagen. Und es passiert ausgerechnet einem, dem wir das nicht zugetraut hätten: Petrus.
54 Sie ergriffen ihn (Jesus) aber und führten ihn ab und brachten ihn in das Haus des Hohenpriesters. Petrus aber folgte von ferne. 55 Da zündeten sie ein Feuer an mitten im Hof und setzten sich zusammen; und Petrus setzte sich mitten unter sie. 56 Da sah ihn eine Magd im Licht sitzen und sah ihn genau an und sprach: Dieser war auch mit ihm. 57 Er aber leugnete und sprach: Frau, ich kenne ihn nicht. 58 Und nach einer kleinen Weile sah ihn ein anderer und sprach: Du bist auch einer von denen. Petrus aber sprach: Mensch, ich bin’s nicht. 59 Und nach einer Weile, etwa nach einer Stunde, bekräftigte es ein anderer und sprach: Wahrhaftig, dieser war auch mit ihm; denn er ist auch ein Galiläer. 60 Petrus aber sprach: Mensch, ich weiß nicht, was du sagst. Und alsbald, während er noch redete, krähte der Hahn. 61 Und der Herr wandte sich und sah Petrus an. Und Petrus gedachte an des Herrn Wort, wie er zu ihm gesagt hatte: Ehe heute der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. 62 Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.
Einfach nur Angst – das beherrscht Petrus. Angst und Verzweiflung. Er ist noch völlig durcheinander durch das, was Jesus passiert ist. Alles, was ihn ausgemacht hat, ist nun ins Wanken geraten. Sei Lebensinhalt ist zerstört. Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass Jesus gefangen genommen wird. Doch nicht der Sohn Gottes.
Als er dann als Anhänger Jesu erkannt wird, verleugnet er diesen dreimal. Genau dieses hatte Jesus ihm vorhergesagt. Damals hatte Petrus diese Vorhersage noch entrüstet zurück gewiesen. Noch bevor der Hahn dreimal krähen würde, würde Petrus ihn dreimal verraten. Und genauso ist es gekommen. Versagt. Jämmerlich versagt. Mit dieser Bürde muss Petrus nun leben. Der Tod Jesu lässt ihn als Verräter zurück. Er bekommt keine Chance, es wieder gut zu machen. Anscheinend muss er sein Versagen lebenslang als Ballast mit sich rumschleppen.
Und doch: Es kommt anders. Der auferstandene Jesus kommt zu Petrus. Petrus erhält völlig überraschend noch einmal eine Chance, sein Versagen wieder gut zu machen. Dreimal fragt ihn Jesus: „Liebst du mich?“ Und dreimal antwortet Petrus: „Ja, ich liebe dich!“ Dreimal wird er schuldig und dreimal beteuert er seine Liebe. Sein Versagen wird ihm von den Schultern genommen. Dadurch kann sich Petrus später zu einem glühenden Verkündiger Jesu entwickeln, der die Urgemeinde maßgeblich prägt.
Für mich ist diese Geschichte eine irre Ermutigung. Kein Versagen ist so schlimm, dass es nicht vor Gott gebracht werden kann. Und wenn ich zum 123.972 Mal scheitere, bin ich nicht verloren. Jesus gibt mich nicht auf. Niemals. Und wenn ich der größte Versager der Welt wäre, wäre ich doch geliebt. Ist das nicht der absolute Wahnsinn? Und es gilt für Sie und Dich ganz genauso. Auch wenn wir uns für elende Versager halten, sind wir doch für Gott immer noch seine geliebten Kinder, die immer um Vergebung und einen Neuanfang bitten können.
Mit einer Geschichte von Mahatma Gandhi möchte ich schließen:
Erleichtert
Mahatma Gandhi erzählt aus seinem Leben:
„Ich war fünfzehn Jahre alt, als ich einen Diebstahl beging. Weil ich Schulden hatte, stahl ich meinem Vater ein goldenes Armband, um sie zu bezahlen. Aber ich konnte die Last meiner Schuld nicht ertragen. Als ich vor meinem Vater stand, brachte ich vor Scham den Mund nicht auf. Ich schrieb also mein Bekenntnis nieder. Als ich ihm den Zettel überreichte, zitterte ich am ganzen Körper. Mein Vater las den Zettel, schloss die Augen und dann - zerriss er ihn. ,Es ist gut', sagte er noch. Und dann nahm er mich in die Arme. Von da an hatte ich meinen Vater noch viel lieber." Amen.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus Amen.