Predigt an Buß- und Bettag über Lukas 13, 1-9
Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen
Liebe Gemeinde!
„Tut Buße! Denn das Himmelreich ist nahe!“ Mit diesem ernsten Ruf trat Jesus in der Öffentlichkeit auf. So berichten es übereinstimmend die Evangelien. Was Jesus den Menschen damit sagen wollte, war dies: „Ändert euer Leben! Ändert euch von Grund auf! Hört nie auf, euch zu prüfen: Ist mein Leben so in Ordnung, wie es ist? Ist es Gott wohlgefällig, was er bei mir sieht? Hat er seine Freude an mir?“
Und wirklich, viele Menschen wurden nachdenklich und stellten sich ernsthaft diesen Fragen. Immer dann aber, wenn jemandem ein schweres Unglück widerfuhr, kamen viele besonders stark ins Grübeln: „Ist das jetzt vielleicht die Strafe Gottes, weil derjenige nicht ernsthaft Buße getan hat, weil sein Leben nicht in Ordnung war?“
Dieser Gedanke lag ja nahe: Wenn Gott ein gutes und wohlgefälliges Leben segnet und mit dem Himmelreich belohnt, dann muss doch wohl auch der Umkehrschluss gelten, dass Gott ein böses Leben bestraft.
Dann ist es, wenn jemand ein Unglück getroffen hat, auch nicht mehr weit bis zu der Frage: „Womit mag der das wohl verdient haben? Hat er sein Leben nicht rechtzeitig und nicht ernsthaft genug geändert? Was hat er wohl Böses getan?“ So auch in der folgenden kleinen Begebenheit, die uns Lukas in seinem Evangelium erzählt:
1 Es kamen aber zu der Zeit einige, die berichteten ihm von den Galiläern, deren Blut Pilatus mit ihren Opfern vermischt hatte. 2 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Meint ihr, dass diese Galiläer mehr gesündigt haben als alle andern Galiläer, weil sie das erlitten haben? 3 Ich sage euch: Nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle auch so umkommen. 4 Oder meint ihr, dass die achtzehn, auf die der Turm in Siloah fiel und erschlug sie, schuldiger gewesen sind als alle andern Menschen, die in Jerusalem wohnen? 5 Ich sage euch: Nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle auch so umkommen.
6 Er sagte ihnen aber dies Gleichnis: Es hatte einer einen Feigenbaum, der war gepflanzt in seinem Weinberg, und er kam und suchte Frucht darauf und fand keine. 7 Da sprach er zu dem Weingärtner: Siehe, ich bin nun drei Jahre lang gekommen und habe Frucht gesucht an diesem Feigenbaum und finde keine. So hau ihn ab! Was nimmt er dem Boden die Kraft? 8 Er aber antwortete und sprach zu ihm: Herr, lass ihn noch dies Jahr, bis ich um ihn grabe und ihn dünge; 9 vielleicht bringt er doch noch Frucht; wenn aber nicht, so hau ihn ab.
Jesus und seine Jünger sind unterwegs nach Jerusalem. Da kommen ihnen einige entgegengelaufen und berichten ihnen von den neuesten Neuigkeiten: „Habt ihr schon gehört, was Pilatus getan hat? Er hat mehrere Galiläer niedermetzeln lassen – im Tempel!“ Natürlich ging es hier auch darum, die Empörung über die blutige Gewalttat des römischen Statthalters mit Jesus zu teilen. Aber Jesus erkannte sofort auch die heimliche Frage, die sie bewegte: „Warum hat es gerade die getroffen? Womit haben die das wohl verdient? Haben sie ihren Tod womöglich selbst verschuldet? Haben sie besonders schwer gesündigt, dass Gott sie so straft?“
Die Antwort jedoch, die Jesus gibt, wischt alle möglichen „Erklärungen“ beiseite, sie ist ungewöhnlich und überraschend: „Meint ihr, dass diese Galiläer mehr gesündigt haben als alle anderen Galiläer, weil ihnen so etwas Schreckliches widerfahren ist? Nein, ich sage euch: Wenn ihr nicht Buße tut, das heißt, wenn ihr euer Leben nicht von Grund auf ändert, werdet ihr auch alle so umkommen!“ Dann setzt Jesus noch eins drauf – offenbar eine weitere Schreckensmeldung aus der jüngsten Vergangenheit: „Oder glaubt ihr, dass jene achtzehn Menschen, die der Turm von Siloah unter sich begrub, weil er ausgerechnet in dem Augenblick einstürzte, als sie vorbeiliefen – glaubt ihr wirklich, dass diese sündiger waren als alle anderen in Jerusalem?“ Und wieder schließt Jesus: „Nein, ich sage euch: Wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr auch alle so umkommen!“
Was will Jesus uns mit all dem sagen? Drei Dinge, denke ich:
Das Erste ist: Stellt euch nie die Frage: „Womit haben die das verdient, dass sie solches Unglück hatten?“ Fragt euch vielmehr selbst an jedem Tag, den ihr erleben dürft: „Womit habe ich es verdient, dass es mich nicht getroffen hat, wo mein Leben doch um keinen Deut besser ist?“
Das Zweite ist: Sowohl die Gleichung „Wer sündigt, wird mit Unglück bestraft“ als auch die Umkehrung „Wer ein schweres Unglück erlitten hat, muss wohl zuvor schwer gesündigt haben“ – diese einfachen Rechnungen sind zu einfach. Sie taugen nicht zur Erklärung der Wechselfälle des Lebens. Wahr ist: So mancher Bösewicht kommt auf Erden ungestraft davon. Und viele, die ein frommes und gottgefälliges Leben zu führen versuchen, werden trotzdem von schweren Schlägen heimgesucht.
Das Dritte, das Jesus sagen will, ist schließlich dies: „Nutzt die Zeit, die euch geschenkt ist, um das Beste aus eurem Leben zu machen! Haltet euch bereit! Denn keiner von uns hat sein Leben in der Hand; jeden kann jederzeit ganz unvermutet ein Unglück treffen.“
Niemals! Kein Mensch, der vor der Zeit umkommt, ist schuldiger als andere. Kein Mensch, der am Leben bleibt, ist deshalb besser. Es ist Gottes Gnade, dass uns Zeit geschenkt ist. „Nutzt sie!“, bittet Jesus eindringlich. „Damit es euch nicht auch eines Tages ganz unvorbereitet trifft.“
Damit wir das wirklich verstehen, schließt Jesus an seine Worte das kleine Gleichnis vom Feigenbaum an. Jesus erzählt von einem Winzer, der in seinem Weinberg einen Feigenbaum gepflanzt hatte. Soweit nichts Besonderes; denn Winzer taten das aus zwei Gründen gern: Erstens, weil die Weinstöcke an ihnen emporranken konnten, die Reben an ihnen hervorragenden Halt und Stütze fanden. Zweitens, weil die reichhaltigen Früchte des Feigenbaums ein willkommenes Zubrot waren. Bereits im zweiten Jahr beginnt die Feige erste Früchte zu tragen, nach spätestens acht Jahren hat sie ihre volle Reife erlangt. Man kann dreimal im Jahr ihre wohlschmeckenden Früchte genießen – und das über viele Jahrzehnte, sodass dieser Baum im Orient geradezu als Sinnbild der Fruchtbarkeit gilt.
Nur bei diesem Feigenbaum ist es offenbar anders. Der Winzer beklagt sich bei seinem Gärtner: „Schon drei Jahre bin ich hierhergekommen und nie habe ich an diesem Baum Früchte gefunden! Hau ihn um! Er nimmt dem Boden nur Nährstoffe und gibt nichts dafür.“ Eine verständliche Reaktion. Doch der Gärtner macht sich für den nutzlosen Baum stark: „Dann war unser jahrelanger bisheriger Einsatz für ihn doch erst recht umsonst! Bitte, gib ihm noch eine Chance! Ich will noch einmal ordentlich umgraben und ihm weiteren Dünger zukommen lassen. Wenn das nichts nützt, können wir ihn immer noch umhauen.“ Jesus sagt nichts weiter zu diesem Gleichnis, das muss er auch gar nicht. Es ist sofort klar, dass niemand anderes als wir selbst gemeint sind. Wie sehr hat sich Gott bisher schon um uns gemüht, und wie wenig an Frucht geben wir ihm oft zurück! Und doch leben wir noch. Nicht, weil wir besser als alle anderen wären, sondern einfach deshalb, weil Gott so große Geduld mit uns hat.
Auch wenn wir viel an Liebe und Zuwendung bekommen, aber fast nichts davon zurückgegeben haben, legt der Weingärtner Jesus ein gutes Wort für uns ein. Noch einmal will er es mit uns versuchen, noch einmal will er sich für uns abmühen, uns noch einmal Zeit gewähren, selbst wenn fast alles dagegenspricht, dass diese Mühe von Erfolg gekrönt sein wird.
Dass wir diesen längst fälligen Schritt auf den anderen zu lieber heute als morgen gehen, dass wir jene leidige Sache, die schon so lange im Argen liegt, endlich bereinigen und aus der Welt schaffen, dass wir nachgeben, statt auf unserem guten Recht zu beharren, dass wir bereitwillig vergeben – das legt uns Jesus dringend ans Herz. Es gibt ein Zuspät. Es ist nicht unbegrenzt Zeit.
Also: Nutzen wir sie! Wir können unserem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben! Leben wir unser Leben so, dass wir jederzeit gehen können. Und prüfen wir immer wieder: Ist es gut so, wie es ist? Hat Gott seine Freude daran? Müsste es von Grund auf geändert werden?
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus Amen.
Buße tun? (Dr. Ludwig Burgdörfer)
Buße tun? Wieso eigentlich? Für die Verletzung,
Wieso eigentlich? die lebensgefährliche.
Und wofür überhaupt? Niemand weiß es besser!
Buße tun, Für die Härte,
deswegen und dafür! Unter anderem: die gnadenlose,
wer weiß, wie oft…
Für das Lächeln,
das verächtliche, Für die kalte Schulter,
du weißt schon wie… die gezeigte,
wer weiß,
Für das Stirnrunzeln, wie tief gefroren…
das neunmalkluge,
du weißt schon wann… Für das Grinsen,
das breite.
Für die zwei verschlossenen Ohren, Ich weiß etwas,
die gehörig verstopften. Was du nicht weißt…
Du ahnst schon was…
Für das Vertrösten,
Für den Geschmack, das billige.
auf den man kommen kann, Wie man weiß…
ich weiß nicht wie,
wenn es sich auf Kosten Buße tun
anderer gut leben lässt… wofür?
Dafür!
Für das eine Wort
zuviel – Herr,
du weißt schon, vergib uns!
ich weiß es auch. Denn wir wissen doch,
was wir tun!
Für den Moment,
den falschen,
der Himmel weiß warum…
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause