Predigt am 7.Sonntag nach Trinitatis über Johannes 6,30-35
(3.8.2025; Auferstehungskirche, Thema: Brot des Lebens)
Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen
Liebe Gemeinde!
Dieses Gespräch ist Teil eines längeren Abschnitts, in dem immer wieder das Stichwort „Brot“ auftaucht. Es beginnt damit, dass Menschen zusammenströmen, um Jesus zu sehen. Von Fünftausend spricht die Bibel. Der Anlass: Einer, der für seine Wunder bekannt ist. Einer, der etwas zu sagen hat. Einer, der wie ein Versprechen auf eine bessere Zukunft ist. Wie ein Magnet zieht Jesus Menschen an. Sein Rückzug mit dem Boot nützt ihm nichts. Die Menschen bleiben ihm auf den Fersen. Sie haben Großes gesehen. Oder sie warten darauf.
Sie werden nicht enttäuscht. Jesus macht die Menschen satt. Mit nur fünf Broten und zwei Fischen. Als die Leute das Wunder begreifen, möchten sie ihn zum König ausrufen, aber Jesus entzieht sich rechtzeitig. Dann suchen sie ihn am ganzen See Genezareth und finden ihn am Ende auch. Es gibt eine intensive Diskussion. Zu der gehört auch dieser Abschnitt.
Sie erwiderten: »Gib uns einen Beweis für deine Bevollmächtigung! Lass uns ein eindeutiges Wunderzeichen sehen, damit wir dir glauben. 31 Unsere Vorfahren aßen das Manna in der Wüste. In den Heiligen Schriften heißt es von Mose: ›Er gab ihnen Brot vom Himmel zu essen.‹« 32 Jesus entgegnete: »Amen, ich versichere euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. 33 Das wahre Brot Gottes ist das, das vom Himmel herabsteigt und der Welt das Leben gibt.« 34 »Herr«, sagten sie, »gib uns immer von diesem Brot!« 35 »Ich bin das Brot, das Leben schenkt«, sagte Jesus zu ihnen. »Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungrig sein. Wer sich an mich hält, wird keinen Durst mehr haben.
Ich glaube, man macht es sich zu leicht, wenn man meint, es wäre den Menschen nur um das Brot gegangen. Die meisten Menschen in Israel zurzeit Jesu waren solche, die man einfache Leute nennt. Der übliche Lohn eines Arbeiters war ein Silbergroschen. Große Sprünge waren mit diesem Einkommen nicht möglich. Eine ordentliche Mahlzeit wird nur einmal am Tag auf den Tisch gekommen sein. Meistens gab es Getreide, mit Glück ein bisschen Milch oder Fisch. Öl und Gemüse. Fleisch sehr selten, vielleicht zweimal im Jahr. Kleider und Schuhe musste man sich im eigentlichen Sinn vom Munde absparen. Diesen Menschen fehlt wahrscheinlich nicht das tägliche Brot, aber sie hungern nach etwas Anderen: Brot des Lebens.
Die Menschen spürten, welche Kraft von diesem Jesus aus Nazareth ausgeht. Deshalb haben sie sich auf den Weg zu ihm gemacht, haben ihn angesprochen und ihn um Antworten gebeten. Sie haben ihre Alltagsgeschäfte zumindest für eine Zeit ruhen gelassen, um mit Jesus eine neue Lebensqualität zu finden. Sie spüren, dass mit Jesus etwas ganz Neues mit ihnen passieren kann. Sie suchen einen Sinn, eine Aufgabe, einen Lebensmittelpunkt.
Es geht ihnen wie es den Jüngern Jesu erging. Als sie Jesus begegneten waren sie mitten in ihrem Alltag. Sie waren Fischer am See Genezareth. Aber in dem Moment, wo sie Jesus das erste Mal begegneten, waren sie von ihm bewegt. Sie ließen alles andere stehen und liegen und folgten ihm. Ab da gab er ihrem Leben eine Mitte, einen Sinn.
Und wir heute? Auch wir kennen das Brot als ein Symbol des Lebens. In wohl keinem anderen Land der Welt gibt es so viele verschiedene Sorten Brot. Brot und Wasser stehen als Symbol für das, was wir zum Leben brauchen. Brot und Wein sind Symbole für den Glauben an Jesus Christus, für die Liebe Gottes.
Das Brot des Lebens aber meint noch mehr. Das Brot des Lebens meint das Leben selbst. Wenn Jesus sagt: Ich bin das Brot des Lebens, dann meint dies: Dann hast du alles, was du zum Leben brauchst.
Was aber bedeutet das? Jesus sagt: „Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungrig sein. Wer sich an mich hält, wird keinen Durst mehr haben.“ Hunger und Durst als Symbole für das, was wir im Leben suchen.
Wir suchen einen Sinn: Unser Leben will einen Sinn haben, ansonsten ist es sinnlos. Jesus bietet einen Sinn an: Folge mir nach! Richte dich in deinem Leben danach aus, was ich erzählt habe. Das gibt deinem Leben einen Sinn.
Wir suchen Anerkennung für uns selbst: Jesus sagt uns: Du bist genau richtig so wie du bist. Du bist großartig. Du musst nicht Großes leisten oder schaffen. Du bist einfach so wie du bist einfach klasse.
Wir suchen Liebe: Jesus sagt zu uns: Wir beide, du und ich, haben etwas gemeinsam. Wir sind beide Gottes Kinder. Wir sind beide entstanden aus der Liebe Gottes. Diese Liebe durchdringt uns ganz. Du lebst in dieser Liebe.
Wir suchen, als schön empfunden zu werden: Auch wenn wir manchmal vor dem Spiegel stehen und sehen, dass die Haare ausfallen oder grau werden, der Bauch viel zu dick ist … Jesus sagt: Mich interessiert nur deine innere Schönheit. Und da bist du wunderschön.
Wir suchen eine Aufgabe: Jesus sagt: Ich brauche dich. Immer wieder. Mal schicke ich dich zu anderen Menschen. Mal musst du was besorgen. Mal jemandem helfen. Ich brauche deine Hände und Füße.
Brot des Lebens. Alles, was wir zum Leben brauchen. Alles bekommen wir geschenkt.
Brot in deiner Hand
An der Jakobstraße in Paris liegt ein Bäckerladen; da kaufen viele hundert Menschen ihr Brot. Der Besitzer ist ein guter Bäcker. Aber nicht nur deshalb kaufen die Leute des Viertels dort gern ihr Brot. Noch mehr zieht sie der alte Bäcker an: der Vater des jungen Bäckers. Meistens ist nämlich der alte Bäcker im Laden und verkauft. Dieser alte Bäcker ist ein spaßiger Kerl. Manche sagen:
Er hat einen Tick. Aber nur manche; die meisten sagen: Er ist weise er ist menschenfreundlich. Einige sagen sogar: Er ist ein Prophet. Aber als ihm das erzählt wurde knurrte er vor sich hin: "Dummerei ..."
Der alte Bäcker weiß daß man Brot nicht zum Sattessen brauchen kann und gerade das gefällt den Leuten. Manche erfahren das erst beim Bäcker an der Jakobstraße z. B. der Autobusfahrer Gerard der einmal zufällig in den Brotladen an der Jakobstraße kam. "Sie sehen bedrückt aus" sagte der alte Bäcker zum Omnibusfahrer. Ich habe Angst um meine kleine Tochter antwortete der Busfahrer Gerard. Sie ist gestern aus dem Fenster gefallen aus dem zweiten Stock. – "Wie alt?" fragte der alte Bäcker. "Vier Jahre" antwortete Gerard. Da nahm der alte Bäcker ein Stück vom Brot das auf dem Ladentisch lag brach zwei Bissen ab und gab das eine Stück dem Busfahrer Gerard. Essen Sie mit mir sagte der alte Bäcker zu Gerard ich will an Sie und ihre kleine Tochter denken.
Der Busfahrer Gerard hatte so etwas noch nie erlebt aber er verstand sofort was der alte Bäcker meinte als er ihm das Brot in die Hand gab. Und sie aßen beide ihr Brotstück und schwiegen und dachten an das Kind im Krankenhaus.
Zuerst war der Busfahrer Gerard mit dem alten Bäcker allein. Dann kam eine Frau herein. Sie hatte auf dem nahen Markt zwei Tüten Milch geholt und wollte nun eben noch Brot kaufen. Bevor sie ihren Wunsch sagen konnte gab ihr der alte Bäcker ein kleines Stück Weißbrot in die Hand und sagte: "Kommen Sie essen Sie mit uns: Die Tochter dieses Herrn liegt schwer verletzt im Krankenhaus sie ist aus dem Fenster gestürzt. Vier Jahre ist das Kind. Der Vater soll wissen, dass wir ihn nicht allein lassen." Und die Frau nahm das Stückchen Brot und aß mit den beiden. Brot des Lebens. Amen.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus Amen.
Hier sind alte Andachten zu finden:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause