Predigt an Trinitatis über Epheser 1, 3-14
(26.5.2024; Auferstehungskirche, Thema: Dreieinigkeit Gottes )
Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen
Liebe Gemeinde!
Wir feiern heute miteinander das Fest Trinitatis. Es ist ein eher unbekanntes stilles Fest, wenn man es mit den anderen kirchlichen Festen vergleicht. Zu Weihnachten sind unsere Kirchen sehr voll, der Karfreitag ist ja eigentlich der höchste Feiertag und unter Ostern können wir uns alle etwas vorstellen. Aber Trinitatis, was feiern wir da eigentlich?
Trinitatis, das heißt übersetzt Fest der Dreieinigkeit. Christen erinnern sich heute daran, dass sie an den dreieinigen Gott glauben; an Gott, den Vater, an Gott, den Sohn und an Gott, den Heiligen Geist.
Wir alle bekennen in jedem Gottesdienst unseren Glauben an den dreieinigen Gott: Ich glaube an Gott, den Vater und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn. Ich glaube an den Heiligen Geist. So sprechen wir es jeden Sonntag im Glaubensbekenntnis. Die Worte sind uns sehr vertraut, aber ist dies auch mit dem Inhalt der Worte so? Können wir das Geheimnis von Gottes Wesen überhaupt begreifen?
Der Kirchenvater Augustin sagte Folgendes als ihm genau diese Frage gestellt wurde: „Wenn man das Geheimnis der Dreieinigkeit Gottes begreifen will, so ist das genauso als ob ein Kind das Meer mit einem Eimer ausschöpfen will.“
Wenn die Dreieinigkeit Gottes also so schwierig zu denken ist, warum feiern wir denn dann das Fest Trinitatis? Was geht uns dieser alte theologische Satz heute noch an? Der Predigttext, der für den heutigen Sonntag vorgeschlagen ist, erzählt von Gott als dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Genaugenommen ist es kein Text, sondern ein Lied, das früher im Gottesdienst gesungen wurde.
Ich lese aus dem ersten Kapitel des Epheserbriefes die Verse 3-14:
Gepriesen sei unser Gott, der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! Denn durch Christus hat er uns Anteil gegeben an der Fülle der Gaben seines Geistes in der himmlischen Welt. Schon bevor er die Welt erschuf, hat er uns vor Augen gehabt als Menschen, die zu Christus gehören; in ihm hat er uns dazu erwählt, dass wir heilig und fehlerlos vor ihm stehen. Aus Liebe hat er uns dazu bestimmt, seine Söhne und Töchter zu werden – durch Jesus Christus und im Blick auf ihn. Das war sein Wille und so gefiel es ihm, damit der Lobpreis seiner Herrlichkeit erklingt: der Lobpreis der Gnade, die er uns erwiesen hat durch Jesus Christus, seinen geliebten Sohn.
Durch dessen Blut sind wir erlöst: Unsere ganze Schuld ist uns vergeben. So zeigte Gott uns den Reichtum seiner Gnade. In seiner überströmenden Güte schenkte er uns Einsicht und ließ uns seine Wege erkennen. Er hielt sein Geheimnis vor allen verborgen; niemand erfuhr etwas von seinem Plan, den er durch Christus ausführen wollte. Uns aber hat er bekannt gemacht, wie er nach seiner Absicht die Zeiten zur Erfüllung bringt: Alles im Himmel und auf der Erde wollte er zur Einheit zusammenführen unter Christus als dem Haupt.
Durch Christus haben wir Anteil bekommen am künftigen Heil. Dazu hat Gott uns von Anfang an bestimmt nach seinem Plan und Willen – er, der alle Dinge bewirkt. Denn ein Lobpreis seiner Herrlichkeit sollen wir sein – wir alle, die wir durch Christus von Hoffnung erfüllt sind!
Durch Christus hat Gott auch euch sein Siegel aufgedrückt: Er hat euch den Heiligen Geist gegeben, den er den Seinen versprochen hatte – nachdem ihr zuvor das Wort der Wahrheit gehört hattet, die Gute Nachricht, die euch die Rettung bringt, und ihr zum Glauben gekommen seid. Dieser Geist ist das Angeld dafür, dass wir auch alles andere erhalten, alles, was Gott uns versprochen hat. Gott will uns die Erlösung schenken, das endgültige, volle Heil – und das alles wird geschehen zum Lobpreis seiner Herrlichkeit.
Nun, beim ersten Hören scheint sich ja genau das, was Augustin über das Verstehen der Dreieinigkeit gesagt hat, zu bestätigen. Der Predigttext ist lang und gespickt mit vielen theologischen Fachausdrücken.
Dabei wollte der Verfasser des Epheserbriefes den jungen Gemeinden damals Mut zusprechen. Er konnte selber nicht zu dem Menschen reisen. Deswegen schrieb er einen Brief, an dessen Anfang das eben gehörte Lied steht.
Dieses Lied erzählt die Geschichte Gottes mit den Menschen. Diese Geschichte beginnt nicht erst bei der Schöpfung, sondern davor: Gott will den Menschen als sein freies Gegenüber. Er möchte für diesen Menschen da sein. Dies steht schon vor der Erschaffung der Welt fest. Ebenso steht schon fest, dass Gott in Jesus Christus an die Seite des Menschen tritt. Gott schenkt den Menschen die Erlösung, denn Jesus Christus nimmt die Schuld auf sich. Jesus Christus kommt nicht erst als Notnagel auf diese Welt, nachdem Gott festgestellt hat, dass es nicht so läuft wie er es sich vorgestellt hat.
Die Menschen, die in der Gemeinschaft mit Gott stehen, sollen Zeugnis ablegen. Sie sind in sich selbst ein Lobpreis für Gott.
Das Lied erzählt auch vom Glauben, den Gott schenkt. Dieses Geschenk bringt der Geist Gottes. Dieser Geist wird in der Taufe geschenkt und lässt den Menschen schon von da an zu Gott gehören. Also ist dies auch heute für Menschen, die getauft werden immer noch ein besonderer Tag. Sie gehören ab dann ganz fest zu Gott und Gott zu ihnen. Alles dies, also die ganze Geschichte Gottes mit den Menschen erzählt dieses Lied.
Gott geht mit den Menschen einen gemeinsamen Weg. Menschen haben Gott als den Vater erfahren, der will, dass sie seine Kinder sind. Menschen haben zusammen mit Jesus von Nazareth gelebt und in ihm den Sohn Gottes gesehen. So sagt zum Beispiel der Hauptmann bei der Kreuzigung Jesu: „Wahrlich, dieser war Gottes Sohn!“
Nachdem Jesus gestorben war, wurden die Apostel und andere Menschen vom Geist ergriffen. Sie haben diesen Geist als den Geist Gottes wahrgenommen. So ist Gott die ganz Zeit, die ganze Menschheitsgeschichte lang ein Begleiter des Menschen. Dabei ist es immer der gleiche Gott gewesen. Es ist der Gott, der den Menschen liebt und der möchte, dass auch der Mensch ihn liebt. Es ist der Gott, der den Menschen erhält und ihnen immer wieder Kraft gibt.
Und so bin ich auch ganz gewiss: Gerade in den schweren Situationen des Lebens wird Gott die Kraft geben, um darüber hinwegzukommen. Denn es ist der Gott, auf dessen Wort und Treue sich Menschen bedingungslos verlassen können. Es ist Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, der beim Menschen war und ist von der Schöpfung an bis heute.
Der Schreiber des Epheserbriefes wollte seine Gemeinden an die Geschichte Gottes mit den Menschen erinnern. Er sagt: Schaut doch wie wunderbar Gott ist. Nie hat er den Menschen alleine gelassen. Immer hat seine Liebe den Menschen umfangen. Von dieser Geschichte her fällt er in den Jubel ein, fordert zum Jubel und zum Lob auf: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus. Gelobt und gesegnet sei Gott dafür, was er alles Tolles getan hat.
Ich denke nicht, dass uns dieses Lied das Geheimnis von Gottes Plan und von seinem Wesen bis ins Letzte entschlüsselt. Augustin hat Recht damit, dass Gottes Wesen ein Geheimnis bleiben wird. Im Letzten ist Gott nicht mit menschlichen Maßstäben messbar und erfahrbar. Aber das Lied kann uns helfen, den heutigen Feiertag Trinitatis besser zu verstehen.
Wir stehen heute am Ende einer großen Festreihe. Das Kirchenjahr haben wir begonnen mit dem Warten auf die Ankunft Christi, mit der Adventszeit. An Weihnachten haben wir uns darüber gefreut, dass Gott in Jesus Christus zum irdischen Begleiter des Menschen geworden ist. In der Passionszeit haben wir uns daran erinnert, dass Jesu leben auch mit Leiden und Aufopferung verbunden war und an Karfreitag haben wir an den Tod Jesu Christi gedacht. Ostern und Himmelfahrt haben uns Gott gezeigt als einen Gott, der das Leben will. An Pfingsten haben wir die gute Botschaft vernommen, dass Gott mit seinem Geist bei den Menschen bleibt.
Und nun Trinitatis, dieses stille, unauffällige Fest. Es lädt ein, sich die Geschichte Gottes mit den Menschen in Ruhe anzuschauen. Es lädt ein, den Bogen von Advent bis Pfingsten nachzugehen.
Schließen möchte ich mit einer kleinen Geschichte, die die Dreieinigkeit Gottes mit einem Symbol erklärt:
Vom heiligen Patrick aus Irland. Er ist dort ein Nationalheiliger und ganz berühmt. Jedes Jahr am 17.3. wird für ihn einen ganzen Tag lang ein großes Fest in Irland und Teilen von den Vereinigten Staaten von Amerika gefeiert.
Die Dreieinigkeit hat er mit Hilfe eines Kleeblattes erklärt. Eine Kleepflanze hat drei Blätter, von denen zwar jedes einzeln für sich ein Blatt ist, aber trotzdem mit den anderen beiden über den Stengel verbunden ist. So kann man sich auch die Dreieinigkeit erklären und vorstellen. Gott Vater, Gott Sohn (Jesus Christus) und Gott Heiliger Geist sind sozusagen jeweils ein Blatt, aber auch miteinander verbunden, denn sie sind alle Gott. Gott ist also das gesamte Kleeblatt. Bis heute ist das Kleeblatt das Symbol der irischen Insel. Amen.
Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Es gibt eine Seite mit den alten Losungsandachten:
https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause