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Predigt mit Geschichte zu Hiob 23

© Jens Bielinski-Gärtner

Predigt am 11.Sonntag nach Trinitatis über Hiob 23

(31.8.2025; Auferstehungskirche)

 

Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen      

 

Liebe Gemeinde!

Hiob – schon allein bei dem Wort zucken Menschen zusammen oder bekommen eine Gänsehaut. Hiob ist ein anderes Wort geworden für Unheil. Und für Gottverlassenheit.

Da ist ein Mann, erzählt die Bibel, dem fürchterliches Unheil widerfährt. Aus heiterem Himmel sozusagen. Aufgrund einer Wette zwischen Gott und dem Satan. Eine ungeheuerliche Vorstellung. Gott sagt: Hiob ist mein treuer Knecht. Der Satan sagt: Dann teste doch mal seine Treue; wenn ihm Böses widerfährt, wird er sich von dir, Gott, abwenden. Nun nimmt das Unheil seinen Lauf. Hiob verliert alles: seine Kinder, seinen Besitz – all sein Glück. Seine Freunde diskutieren mit ihm, dass er bestimmt Schuld auf sich geladen hat. Hiob sagt: Nein, habe ich nicht. So geht es weiter. Andere suchen Hiobs Schuld, die Gott durch Unheil bestraft. Hiob sagt: Nein. Ich bin rechtschaffen und gottesgläubig.

 

Schließlich kommt es zum Äußersten. Hiob wendet sich direkt an Gott. Er geht sozusagen mit Gott ins Gericht und macht ihm heftige Vorwürfe. Einerseits. Andererseits weiß Hiob, dass er gegen Gott keine Chance hat. Er ist also zugleich aufsässig und zerknirscht.

 

Ijob antwortete: 2 »Zwar möchte ich mein Stöhnen unterdrücken und doch kommt Widerspruch von meinen Lippen. 3 Wenn ich nur wüsste, wo sich Gott befindet und wie ich zu ihm hingelangen könnte! 4 Ich würde ihm schon meine Lage schildern, ihm meine Gründe und Beweise nennen. 5 Ich bin gespannt, was er dann sagen würde, wie er mir darauf seine Antwort gäbe. 6 Ob er mich seine Allmacht fühlen ließe? Nein, hören würde er auf meine Worte. 7 Ich würde meinen Rechtsstreit mit ihm führen als einer, dem nichts vorzuwerfen ist. Das müsste auch mein Richter anerkennen! 8 Ich kann nach Osten gehn, dort ist Gott nicht; und auch im Westen ist er nicht zu finden. 9 Ist er im Norden tätig, seh ich’s nicht; versteckt er sich im Süden, weiß ich’s nicht. 10 Doch mein Weg ist ihm lange schon bekannt; wenn er mich prüft, dann bin ich rein wie Gold. 11 Mein Fuß hielt sich genau an seine Spur, ich blieb auf seinem Weg und wich nicht ab. 12 Ich tue immer, was er mir befiehlt, sein Wort bewahre ich in meinem Herzen. 13 Doch Gott allein bestimmt – wer will ihn hindern? Was ihm gefällt, das setzt er einfach durch. 14 Er wird auch tun, was er für mich geplant hat, und Pläne über mich hat er genug! 15 Das ist es, was mich so erschrecken lässt. Sooft ich an ihn denke, zittere ich. 16 Gott hat mir alle Zuversicht genommen; weil er so mächtig ist, macht er mir Angst. 17 Gott ist’s, der mich erdrückt, und nicht das Dunkel, auch wenn ich jetzt vor Dunkelheit nichts sehe. 

 

Das sind bittere Sätze. Zugleich sind es Sätze, die man, mit anderen Worten, auch heute hören kann. Wo ist Gott? Warum tut er so etwas? Warum verhindert er etwas nicht? Es sind Sätze, liebe Gemeinde, in denen Gott zugleich angerufen, ja angeschrien wird – aber auch verzweifelte Sätze, dass Gott nicht da ist und Menschen sich gottverlassen fühlen.

Zum Glück wissen wir, dass zuletzt alles gut ausgeht. Hiob hält Gott die Treue und erhält sein ganzes Glück von Gott wieder. Der Satan verliert, könnte man sagen. Gottes Größe ist größer als alles Böse.

 

Vermutlich ist das Buch Hiob so nicht geschehen, sondern eine Art geistliches Lehrstück; eine Erzählung, die mir Glauben und Lebensweisheit beibringen möchte. Zum Glück. Eine Wette zwischen Gott und dem Satan, in der ich das Opfer bin, will ich mir lieber nicht vorstellen müssen. Das Buch Hiob ist eher ein Lehrstück der Treue zu Gott – was immer auch geschieht. Niemand kommt also wirklich zu Schaden. Das Buch ist wie ein Film, der zwar wahr aussieht und uns Gänsehaut macht, aber doch ein Film bleibt und so nicht geschehen ist.

 

Doch, bevor wir uns jetzt zurücklehnen: Es bleibt ja bei uns Menschen bis heute immer auch dieses Gefühl, gottverlassen zu sein. Ein bitteres Gefühl. Die einen fühlen das im Krankenhaus; andere auf dem Friedhof, wenn sie ihr Liebstes begraben müssen. Menschen empfinden Gottverlassenheit auch, wenn sie Nachrichten sehen oder hören und die Schrecken der Welt einfach kein Ende mehr nehmen wollen. Oder wenn ein Leiden daheim, im Stillen, einfach nicht aufhört. Gottverlassenheit ist so ziemlich das Schlimmste, was wir empfinden können. Niemand passt auf uns auf, niemand behütet uns – dabei sprechen doch Menschen so oft vom lieben Gott. Wie passt das alles zusammen?

 

Es passt leider gar nicht zusammen. Es ist da ein Bruch, ein schmerzhafter Graben. Auf der einen Seite der liebende, uns beschützende Gott, der seinen Engeln befohlen hat, dass sie uns behüten auf allen unseren Wegen (Psalm 91,11) – auf der anderen Seite der uns erschreckende Gott, von dem Hiob sagt: Gott ist’s, der mein Herz mutlos gemacht hat. Beides können wir empfinden. Und manchmal ist es nicht weit vom einen zum anderen. Da empfinden wir an einem Tag Wärme und Glück – und am nächsten Tag schon erschrecken wir, was in Gottes Schöpfung alles möglich ist an Gewalt, Missgunst und Verachtung. Wie können wir mit alledem leben und glauben?

 

Es gibt Augenblicke, da ist Gott nicht da, so empfinden wir. Er ist für uns im Dunklen. Dann haben wir selber zu entscheiden. Zu entscheiden im Sinne Gottes. Was ist jetzt nötig? Was soll ich tun? Wie kann ich helfen? Das sind Stunden der Wahrheit. Oft haben sie mit Liebe zu tun. Mit Fürsorge, die ich gebe oder bekomme. Dann hilft vielleicht noch ein Seufzer und ein kurzes Gebet. Aber zuletzt muss ich entscheiden: Wie helfe ich am besten? Welche Art Liebe ist nötig? Vielleicht eine strenge, bittere? Das kann auch mal weh tun, mir und anderen. Dann ist man kein strahlender Held oder Heldin. Aber man tut das Nötige. Muss mehr der Liebe gehorchen als den Gesetzen. Und bewahrt einen anderen Menschen in seiner Gottverlassenheit.

 

Das brauchen wir in Momenten oder Tagen der Gottverlassenheit: Dass jemand für uns da ist. Bei Hiob waren es seine Freunde, die auf ihn einreden und damit bewirken, dass Hiob alles deutlich vor sich sieht: Auch wenn die Freunde sonst etwas erkennen wollen – ich bin unschuldig. Ich habe Gott immer die Treue gehalten.  Bei uns sind wir es, die einander beistehen und, ja, einander dienen können. Wir können das Gefühl von Gottverlassenheit nicht verhindern, leider. Es geschehen Dinge, die uns ratlos und traurig machen. Auch verzweifelt. Dann scheint Gott nicht da zu sein. Aber Sie sind da. Und ich bin da. Gott ist nicht hier. Aber Sie sind hier.

 

Wir haben füreinander da zu sein, liebe Gemeinde. Darum sind wir eine kleine, christliche Gemeinde. Wir beten gemeinsam zu Gott, wie Hiob es getan hat; wir klagen Gott unsere Not. Und solange Gott schweigt oder im Dunklen bleibt, sind wir da. Wir leuchten füreinander, sozusagen. Wir stehen einander bei. Wir sollten dann bitte nicht viel reden oder einem Menschen etwas ausreden wollen – das hilft zu gar nichts. Viel mehr hilft das einfach bei einem anderen, bei einer anderen sein und ihm oder ihr ein wenig zur Hand gehen – oder die Hand halten. Das verschafft uns Ruhe.

 

Gott wird sich wieder zeigen, glaube ich. Und eigentlich ist er ja auch schon da, wo Menschen einander lieben und dienen. Liebe ist Gott selbst in unserer Welt. Wo sie geschieht, leuchtet etwas von Gott.

 

Schließen mag ich mit der Geschichte einer Frau, die auch eine Hiobsbotschaft verarbeiten musste.

 

Seit 68 Jahren bin ich nach zwei Radikaloperationen auf dem rechten Ohr fast taub. Auf dem linken Ohr konnte wegen eines Lochs im Trommelfell Hörfähigkeit nur durch ein Hörgerät erzielt werden. Zu einer nochmaligen OP konnte ich mich lange nicht entschließen – aus Angst vor dem Risiko, bei Misslingen taub oder entstellt zu sein, wenn der Gesichtsnerv verletzt würde.  

Als Kind litt ich sehr unter Hänseleien: dass ich ausgelacht wurde, wenn ich auch beim dritten Nachfragen nicht richtig verstanden hatte. Oder dass ich als Wasserratte kein Wasser ins Ohr bekommen durfte, weil die Gleichgewichtsorgane frei lagen.  

Ich liebte schon immer die Musik und hatte den Traum, mit meinen Schulkindern biblische Geschichten als Musical aufzuführen. Wie aber sollte ich dem Chor die richtigen Einsätze geben, wenn von der Playback-Musik nicht alle Töne für mich hörbar waren? Gott hatte eine Lösung: Er

schickte mir einen jungen Mann, der den Monitor links, neben meinem besseren Ohr installierte. Später übernahm mein jüngster Sohn die Tontechnik.

Vor drei Jahren fing plötzlich dieses linke Ohr an zu laufen. Der Arzt riet, das Hörgerät draußen zu lassen. Das jedoch bedeutete, in der Stille zu leben. Nur bei Einladungen, Gottesdiensten und dem »Weiten Horizont« trug ich es.

Jetzt drängte sich erneut die Frage nach einer OP auf, zumal man mir versicherte, dass die OP-Technik inzwischen große Fortschritte gemacht hätte. Ich legte Gott die Sache hin und bat ihn, mir mir richtige Entscheidung zu schenken.

Kurz darauf lernte ich im Bundeswehrkrankenhaus den Flottenarzt, Leiter der HNO-Abteilung, kennen und vertraute ihm auf Anhieb, als ich ihn bat, mir die notwendige OP zu erklären. Meine Frage, ob er diese OP auch vornehmen würde, bejahte er. Wir legten sofort den Termin auf 3 Hörknöchelchen wurden implantiert, nachdem aller »Wildwuchs« ausgeräumt war, der sich in den 68 Jahren gebildet hatte.

Banges Warten begann. Ich wusste, dass es Wochen dauern konnte, bis sich das Gehör entwickeln würde. Es tat sich nichts. Eine nochmalige OP am 15.07. brachte nun eine geringfügige Verbesserung. Allerdings braucht es auch jetzt noch Gebet und viel Geduld, bis das Ziel erreicht ist. Schon jetzt bin ich dankbar für allen Fortschritt, für die Gebete und die Ermutigung. Amen.

 

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus Amen.

 

Die Geschichte stammt aus

www. berlin-tempelhof.feg.de/wp-content/uploads/2020_GB_05_Okt_Nov_Website.pdf

 

 

Hier sind alte Andachten zu finden:

https://evangelisch-neuss-sued.de/gottesdienste/beten-zuhause

Info

Veröffentlicht am30. August 2025

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Presbyteriumseinführung 2024

Pfarrer Dirk Thamm

Ev. Kirchengemeinde Neuss-Süd

02131 470134

dirk.thamm@ekir.de

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