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Predigt an Heiligabend

© Jens Bielinski-Gärtner

„Ich bin für dich gekommen“

„Oh, nein, nicht schon wieder.“ Luise Witthoff kannte diese speziellen Kopfschmerzen. Sie waren Vorboten. Wenn sie im Auto saß musste sie schleunigst von der Autobahn runter. Gleich würde sie nicht mehr fahren können. Komische Anfälle, die sie seit einiger Zeit begleiteten. Es fühlte sich an als wäre der Kopf wie in einer Schraubzwinge. Panikattacke? Migräne? Sie fuhr die nächste Ausfahrt raus und suchte einen ruhigen Ort zum Ausruhen. Sie hasste es, wenn sie nicht funktionierte. Zum Glück war es ihr noch nicht in der Firma passiert. Sie war Chefin von 75 Angestellten. Sie durfte keine Schwäche zeigen. Die Firma hatte sie vom Vater übernommen, ebenso seine Einstellungen. Ihr Vater hatte ihr beigebracht: Keine persönliche Nähe zu den Angestellten. Du bist der Boss. Keine Schwäche, keine Sentimentalitäten.

Der Firma ging es nicht gut. Die Patente der Firma liefen aus. Sie hatte große Mühe, die Firma am Laufen zu halten. China machte alles genauso gut und war einfach billiger. Sie musste Kosten sparen, wo es nur ging. Sie hatte die ganze Weihnachtsdeko wegräumen lassen. Das kostete einfach zu viel Zeit der Angestellten.

Sie blickte sich um. Durch Zufall war sie vor einer kleinen Kapelle gelandet. Hundemüde war sie und ihr Kopf schien zu platzen. Die Sorgen um die Firma, die viele Arbeit hatten sie zermürbt. Langsam stieg sie aus und ging zu der kleinen Kapelle. Sie ging hinein. Ein ewiges Licht brannte. Auf dem kleinen Altar lag die Bibel. Neugierig ging sie ihn und las ihr sehr bekannte Worte: „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde …“

Weihnachten – meist verbrachte sie die Tage alleine in ihrem Haus. Sie schlief viel in diesen Tagen. Weihnachten bedeutete für sie eine Woche Ruhe, die Firma machte Pause. Ihr Vorarbeiter, der alte Borgmann, lud sie jedes Jahr zu sich nach Hause an Weihnachten ein. Er hatte sie schon als Kind gekannt. Aber, keine Nähe. Sie hatte stets abgelehnt. Sie setzte sich auf eine Bank. Die Worte der Weihnachtsgeschichte hallten in ihr nach. Sie schloss die Augen und vor lauter Erschöpfung schlief sie ein.

 

Vielleicht haben Sie sich gerade ein Stück weit wiederentdeckt in der Geschichte von Luise Witthoff. Wir leben anscheinend in einer Zeit der vielen Sorgen, Ängste und Nöte. Dauernd prasseln negative Nachrichten auf uns ein. Unser Land scheint in einer Krise zu stecken. Viele Arbeitsplätze gehen verloren. Auch Branchen, wie die Autoproduktion, die uns Wohlstand gebracht haben, schwächeln.  Wir haben eine Regierung, die sich öffentlich streitet und so noch mehr Wählerinnen und Wähler den extremistischen Parteien zutreibt. Man mag ihnen zurufen: Einigt euch endlich und packt die Probleme an. Es herrscht immer noch Krieg in der Ukraine, mitten in Europa. Ein Krieg mit seinen vielen Auswirkungen. Und dann auch noch in den USA ein Präsident, der uns regelmäßig zum Kopfschütteln bringt. Sorgen, Sorgen, Sorgen.

Das Leben ist anstrengend geworden. Vieles ist deutlich teurer geworden. Wenn wir vor Kurzem nach 45,- € für den Einkauf ausgegeben haben, kostet derselbe Einkauf heute 65,- €. Viele drehen den Euro heute zweimal um, bevor sie ihn ausgeben. Sorgen, Sorgen, Sorgen.

Ich blicke oft in viele müde und erschöpfte Gesichter. Das Leben erscheint wie in einem Hamsterrad. Man rennt die ganze Zeit und hat doch den Eindruck, nicht weiterzukommen. Es gibt einfach zu viel zu tun. Im vielen Berufen gibt es Fachkräftemangel. So, dass die Übriggebliebenen für frühere Kolleginnen und Kollegen mitarbeiten müssen. Einfach Kräfte raubend.

Manche tragen auch noch persönliche Sorgen mit sich rum: Die Zukunft der Kinder und Enkel, die eigene Gesundheit, ich werde immer vergesslicher. Eltern machen sich Sorgen um die Zukunft der Kinder. Wie wird deren Welt einmal aussehen? Werden sie einen guten Weg für sich finden? Sorgen, Sorgen, Sorgen.

Und dann kommt auch noch Weihnachten mit seinem ganzen Stress. Geschenke planen und kaufen, volle Läden und Kaufhäuser. Das pompöse Essen – Weihnachtsgans war Pflicht und viel Mühe und doch schon für viele heute zu teuer. Abends müde in die Kirche, am ersten Weihnachtstag zu dem einen Teil der Familie, am zweiten Weihnachtstag zum anderen Teil der Familie. Zum Glück haben wir dieses Jahr noch den Samstag und Sonntag danach.

Mal ganz ehrlich! Was ist Weihnachten für uns? Klar, Weihnachten ist ein schönes Familienfest. Man sieht sich wieder. Man feiert und redet miteinander. Aber ist das das Besondere an Weihnachten? Wir sehen uns auch zu anderen Anlässen und Feiern.

Klar, Weihnachten ist Zeit der Geschenke. Und liebevolle Geschenke erfreuen uns sehr, besonders wenn wir merken: Da hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht. Aber ist das das Besondere an Weihnachten? Auch zum Geburtstag bekommen wir Geschenke.

An Weihnachten gibt es die vielen traditionellen Weihnachtsessen: Gans, Hirschgulasch, Würstchen und Kartoffelsalat, Raclette, Fondue. Lecker, sehr lecker. Aufwendig, aber einfach gut. Aber ist das das Besondere an Weihnachten? Gut essen tun wir auch zwischendurch.

Klar, Weihnachten ist für manche auch eine Zeit der Ruhe und der Besinnlichkeit mit Geschichten, Kerzen, Tee und einem schön geschmückten Weihnachtsbaum. Aber ist das das Besondere an Weihnachten? Auch im Urlaub versuchen wir, zur Ruhe zu kommen.

Und schließlich freuen sich viele an einem schönen Gottesdienst an Heiligabend. Gemeinsam mit vielen anderen „Stille Nacht, heilige Nacht“ und „Oh, du fröhliche“ zu singen, ist einfach großartig. Aber ist das das Besondere an Weihnachten?

Oder ganz konkret gefragt: Ist Weihnachten noch etwas Besonders für Dich, mich oder Sie? Betrifft mich Weihnachten wirklich, bewegt es mich, Dich oder Sie? Denke ich überhaupt noch daran, warum wir Weihnachten feiern?

Wir feiern Weihnachten, weil es eine große Freude ist, dass Gott in einem kleinen Kind im Stall zu den Menschen gekommen ist. Wir feiern Weihnachten, weil Gott den Menschen nahe sein wollte und will. Wir feiern Weihnachten, weil wir im Stall von Bethlehem Gottes Liebe sehen. Wir feiern Weihnachten, weil durch die Geburt Jesu die Welt verändert wurde. Sie ist die Mitte der Zeit. Deswegen gibt es eine Zeit vor Christus und heute haben wir 2025 Jahre nach Christus. Hat es eine Bedeutung für Dich, mich oder Sie, dass Jesus auf diese Welt gekommen ist?

Gott kommt den Menschen nahe. Ich schaue in die Bibel und sehe, wie Jesus den Menschen begegnet ist. Als Baby begegnet er im Stall den Hirten und den Weisen aus dem Morgenland. Schon am Anfang ist klar: Jesus ist für alle da. Die Reichen, die armen Schlucker, die Sünder, die Gerechten. Die Hirten werden diese Begegnung ihr Leben lang nicht vergessen haben. Der Blinde Bartimäus wird Jesus nie vergessen haben, der ihn geheilt hat. Der Lahme, den die Freunde zu Jesus getragen haben, wird den nie vergessen, der ihn zum Laufen gebracht hat.  Die Kranken, die von Jesus geheilt wurden, werden bestimmt dies nie vergessen. Der Zöllner Zachäus, der sein Leben änderte, als Jesus sich bei ihm zum Essen eingeladen hatte. Der Verbrecher, der mit ihm gekreuzigt wurde, der Soldat unter dem Kreuz – sie alle wurden durch die Begegnung mit Jesus verändert. Tausende hörten seinen Worten zu, folgten ihm nach. Seine Jünger verließen ihre Familien und folgten Jesus nach. Ihr Leben änderte sich völlig, bekam einen neuen Sinn, eine neue Richtung.

Menschen öffneten sich für Jesus, sie wurden von ihm gesehen, ganz konkret. Niemals handelte er einfach an den Menschen. Immer fragte er: „Was möchtest du von mir?“ Einzelne Menschen wurden gesehen in ihrer Situation. Jesus war in diesem Augenblick nur für sie da. Und ein Gefühl ergriff sie als würde Jesus zu ihnen sagen „Ich bin für dich gekommen.“ „Ich bin ganz für dich da!“

Es gab auch andere, die sich nicht öffneten, ihre Chance verpassten. Sie wurden durch Jesus nicht bewegt und verändert. Es gab mächtige Gegner, die in ihm einen Gotteslästerer sahen oder eine politische Gefahr. Auch sie blieben unverändert.

Wie begegnen wir Jesus? Sind wir offen für eine Begegnung mit ihm? Wollen wir ihn treffen? Wollen wir ihm wirklich begegnen? Denn Weihnachten ist nicht nur ein Fest, bei dem wir daran denken, was vor 2000 Jahren geschehen ist. Weihnachten ist heute, jetzt. Weihnachten geschieht heute, jetzt. Weihnachten verändert Menschen auch heute, jetzt.

Was es braucht? Ein offenes Herz mit dem Wunsch, dass Jesus auch zu mir kommt. Denn Jesus sagt heute ganz konkret zu Dir, zu mir, zu Ihnen „Ich bin für dich gekommen.“ „Ich bin ganz für dich da!“

Wenn wir uns öffnen für die Begegnung mit Jesus, dann wird es uns genauso verändern wie die Menschen, die Jesus von Nazareth persönlich begegnet sind. Dann ist er ganz für uns da. Dann kann Weihnachten auch in uns selbst geschehen. Dann können wir ihm erzählen von dem, was unser Leben so oft schwer macht. Wir können ihm von unseren Ängsten berichten, unseren Sorgen. Wir können ihm von dem berichten, was unser Leben reich macht. Wir können unser Leben mit ihm teilen. Und genau dann erst geschieht Weihnachten 2025 wirklich. Denn dann müssen wir alle Lasten, alle Sorgen, alle Erschöpfung nicht alleine tragen mit unserer so kleinen Kraft. Mit Jesus an meiner Seite weiß ich, dass er mitträgt, mir neue Kraft gibt und mir sagt: „Gemeinsam schaffen wir das!“

 

Plötzlich stand sie mitten im Stall zwischen Ochs und Esel und den Hirten. Das Kind in der Krippe lächelte sie an. „Schön, dass du da bist, Luise. Ich habe auf dich gewartet.“ Verwirrt antwortete sie „Wieso?“ „Ich bin für dich gekommen, Luise.“ Ein unbekanntes Gefühl der Geborgenheit und Wärme erfüllte sie. Ein Gefühl, das sie noch nie so gespürt hatte. Ein Gefühl der Nähe. Ein Gefühl des Geliebt-Seins. „Du bist für mich gekommen?“ Staunen und Freude waren zugleich in ihr. „Für mich!“ Sie sah das Kind in der Krippe lange an. Und dann begann sie zu erzählen von ihren Ängsten, Sorgen und Nöten. Sie erzählte von der Firma und den Mitarbeitenden, sie erzählte von ihrer Einsamkeit. Und Stück für Stück wurde ihr Herz leichter. Sie spürte wie sie sich veränderte. Es war als würde sie leichter, als würde das Kind im Stall alles Schwere mittragen.

Sie wachte auf. In der Kirche war es dämmerig geworden. Sie schüttelte den Kopf. „Jetzt wirst du auch noch sentimental.“ War alles nur ein Traum gewesen, ein Hirngespenst? Nein, sie fühlte, dass sie eine Andere war als vorher. Ein Satz hallte in ihr nach: „Ich bin für dich gekommen, Luise.“ Dieser Satz nistete sich ein in ihrem Herzen. Sie würde ihn nicht mehr vergessen.

Am nächsten Morgen ging sie zu ihrem Vorarbeiter, dem alten Borgmann. „Gibt es die alte Weihnachtsdeko noch?“ „Ja, ich habe es nicht übers Herz gebracht, sie wegzuschmeißen.“ „Dann holen Sie sich bitte zwei Lehrlinge und bauen sie auf.“ „Ich glaube, wir können alle Weihnachten gut gebrauchen.“

Der alte Borgmann sah sie an. „Ich kenne ja Ihre Antwort schon, aber haben Sie nicht doch Lust, den Heiligabend bei meiner Frau und mir zu verbringen?“ Sie sah ihn lange an, wunderte sich über sich selbst und sagte: „Ja, sehr gerne.“

Nehmen wir die Einladung von Weihnachten an! Denn auch heute gilt: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. (Lukas 2, 10+11) Wir sind nicht alleine, liebe Leserinnen und Leser. Amen

Ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.

 

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Veröffentlicht am23. Dezember 2025

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Presbyteriumseinführung 2024

Pfarrer Dirk Thamm

Ev. Kirchengemeinde Neuss-Süd

02131 470134

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