Das Wunder von Ostern
Osterevangelium (Mt. 28, 1-8)
Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria von Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen.
Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Gestalt war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee. Die Wachen aber erschraken aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot.
Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht die Stätte, wo er gelegen hat; und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern, dass er auferstanden ist von den Toten. Und siehe, er wird vor euch hingehen nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt.
Und sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen.
Die Geschichte von Emmaus
Die beiden Jünger sind angekommen. Sie haben gefunden, was sie suchten: einen Tisch mit Brot und Wein und die Schriften, die ihnen Antwort auf ihr banges Fragen nach Israels Erlösung geben. Ihre Augen sind aufgetan. Sie schauen das Licht. Ihre Herzen brennen. Der Tiefensinn der Schriften hat sich ihnen erschlossen. Ihr Unterwegssein mit erloschenen Herzen, ihre Niedergeschlagenheit und ihre zerronnene Hoffnung liegen hinter ihnen. Sicherlich, auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus mussten sie das Dunkel bestehen. Miteinander gingen sie, sprachen über das für sie Unfassbare. Der Messias, der Israel erlösen sollte, war am Schandpfahl des Kreuzes gestorben. Im Reden und im Brotbrechen ging ihnen auf: Jesus musste leiden und der Gekreuzigte sollte leben.
Noch liegt das Brot auf dem Tisch, noch steht der Weinbecher für den Eingeladenen auf seinem Platz. Sie haben ihn erkannt und zugleich entzieht er sich ihnen. Für die beiden beginnt der erste Tag der Woche. Sie setzen die Sabbatheiligung auf den Ostertag hin fort, der keinen Abend kennt. Sie dürfen beten: »Gelobt seist du, Herr, unser Gott, Weltenherrscher, der die Frucht des Weinstocks erschafft..., der das Brot aus der Erde hervorbringt.« Der eine Jünger, in sich gekehrt, ganz versunken das Brot haltend, ist sich gewiss, mit dem Brot hält er den in der Hand, der sein Leben hingab für die Menschen. Brot ist für ihn fortan Faustpfand des ewigen Lebens. Der andere fasst den Weinbecher und hebt die Hand zum Segen. Das ist Emmaus: tastend, suchend, fragend auf dem Wege sein, offen für Begegnung, offen für das Neue, Leben aus dem Tod.
Ein Anspiel
Kleopas: Komm, warte doch! Geh' nicht so schnell. Als ob wir uns beeilen müssten! Du wirst schon früh genug wieder zu Hause sein! Früher als dir lieb ist. Und dann hängst du da, willst so tun, als wäre nichts geschehen. Aber das geht nicht.
Anderer Jünger:Ja, ich weiß. Ich will auch nur weg, - weg von Jerusalem, dieser schrecklichen Stadt. Ich möchte am liebsten nie wieder hier her! In die Stadt, in der Gottes heiliger Tempel steht. Die Stadt Gottes, die Ungläubige und Gläubige der ganzen Welt anzieht - du hast ja gesehen, wie viele wieder dieses Jahr am Passafest teilgenommen haben. Ausgerechnet diese Stadt hat ihren größten Propheten aller Zeiten hingerichtet.
Kleopas: Das waren doch die Römer, die sowieso nicht an Gott glauben.
Anderer Jünger: Aber unsere Leute, die, die im Tempel beten und predigen, die feiertags die Worte aus der Bibel vorlesen, die haben ihn gefangen nehmen lassen. - Du hast doch selbst gehört, wie alle „Kreuzige ihn!", geschrien haben, als Jesus vor den Befehlshaber der römischen Soldaten geführt wurde.
Während sie so gehen und reden - ihre Schritte sind immer langsamer geworden - nähert sich von hinten ein fremder Mann, der ihnen eine ganze Weile gespannt zuhört. Dann holt er sie endgültig ein und spricht sie an:
Fremder: Schalom - Friede sei mit euch!
Die beiden blicken kurz auf, geben aber keine Antwort.
Fremder: Was ist denn mit euch los? Warum seid ihr so traurig? Und von wem redet ihr eigentlich die ganze Zeit?
Die beiden bleiben stehen und schauen den Fremden verdutzt an.
Kleopas: Mach bitte keine Scherze mit uns. Dazu sind wir jetzt wirklich, nicht aufgelegt. Willst du etwa sagen, dass du aus Jerusalem kommst und der einzige bist, der nicht weiß, was dort geschehen ist?
Fremder: Was denn? Erklärt es mir doch!
Kleopas: Kennst du Jesus von Nazareth? Er wurde getötet. Ans Kreuz wurde er gehängt, solange bis er starb.
Anderer Jünger: Ja, wie bei einem Verbrecher. Und wir haben gedacht, dass er der König ist, den Gott unserem Volk vor langer Zeit versprochen hat, damit wir endlich Frieden bekommen. Und jetzt ist es aus mit unserer Hoffnung.
Kleopas: Aber das ist noch nicht alles. Heute morgen waren einige Frauen an seinem Grab. Und stell dir vor: Das Grab war leer. Sie haben den toten Jesus nicht gefunden!
Anderer Jünger: Stattdessen wären da Engel gewesen, die hätten gesagt, dass er lebt.
Fremder: Ja, und was dann?
Kleopas: Danach sind auch einige von unseren Freunden zum Grab gegangen. Die haben den toten Jesus auch nicht gefunden. Sonst ist ihnen nichts aufgefallen.
Fremder: Ich kann ja gut verstehen, dass ihr jetzt so traurig seid. Aber ich glaube, ihr habt euch ganz falsche Vorstellungen darüber gemacht, wie Gott seinem Volk helfen will. - Ihr kennt doch die Bibel. Sie ist voll von Geschichten, in denen Menschen Gott nicht gehorchen und sich selber damit schaden. Und so musste auch der Messias leiden, als Gott ihn hier her sandte. In den alten Schriften könnt ihr schon lesen, dass alles so kommen musste. Da ist keine Rede von einem König, der mächtig ist und andere leiden lässt. Und hat nicht Jesus selbst davon gesprochen, dass er leiden und sterben musste, um andere zu retten, aber dass er nicht tot bleibt, sondern dass Gott ihn auferwecken wird?
Die beiden Jünger hören die ganze Zeit gespannt zu.
Kleopas: Du kennst dich gut aus in der Bibel. Erkläre uns noch mehr.
Fremder: Es wird schon langsam dunkel. Ich muss noch weiter.
Kleopas: Bleib doch bei uns. Es ist schon zu dunkel um weiter zu reisen. Warum willst du also noch weitergehen? Hier ist mein Haus, ich lade dich ein, bei mir zu Gast zu sein. Wir sind so froh, dich kennengelernt zu haben. Wir möchten noch mehr von dir hören. Der Fremde nickt und geht mit in das Haus. Dort machen sie gleich das Abendbrot fertig, denn auf dem langen Weg sind sie auch ganz schön hungrig geworden. Als sie alle am Tisch sitzen, nimmt ausgerechnet der Fremde das Brot, hält es in die Höhe und spricht ein Dankgebet:
Fremder: Von deiner Gnade leben wir, und was wir haben, kommt von dir. Drum sagen wir dir Dank und Preis, tritt segnend ein in unsern Kreis. Amen.
Dann bricht er das Brot in drei Teile und gibt jedem von ihnen ein Stück. Plötzlich reißen sie die Augen ganz weit auf vorlauter Staunen:
Beide Jünger: Jesus, du bist es ja!
Aber da, ist der Platz, auf dem, Jesus saß, schon leer. Er ist verschwunden.
Anderer Jünger: Mensch, Kleopas, dass wir das nicht gleich gemerkt haben! Wir waren ganz schöne Dummköpfe. Wo hatten wir nur unsere Augen?
Kleopas: Das verstehe ich auch nicht. Vor wenigen Stunden haben wir noch gedacht, wir werden nie mehr richtig froh werden können. Und dann, unterwegs, merkte ich schon, dass sich irgendetwas veränderte.
Anderer Jünger: Und wie froh bin ich jetzt! Mensch, Jesus lebt! Er ist nicht mehr tot.
Kleopas: Aber die anderen in Jerusalem wissen das noch nicht. Die sitzen immer noch in ihrem Versteck und sind traurig. - Komm, wir müssen zurück! Wir müssen es ihnen sagen!
Anderer Jünger: Mann, die werden Augen machen. Ja, los, lass uns gleich umkehren.
Die beiden stehen auf und machen sich gleich auf den Weg zurück nach Jerusalem, um den anderen Freunden von Jesus die frohe Botschaft zu überbringen. Jesus lebt! Er ist auferstanden und uns erschienen!