Wer krank ist, fühlt sich manchmal allein. Dagegen haben die „Rosa Damen“ im Lukaskrankenhaus etwas: ihre Zeit und Aufmerksamkeit. Wer sich im ehrenamtlichen Besuchsdienst engagieren möchte, kann sich bei einem zwanglosen Treffen am Freitag, 6. September, um 15 Uhr genauer informieren.
NEUSS „Rosa Engel“ werden sie gelegentlich von Patienten im Neusser Lukaskrankenhaus genannt. Das ist Beate Messing und Gabriele Goldkamp dann doch etwas zu viel. „Wir sind die ‚Rosa Damen und Herren‘“, stellt Beate Messing ihre Gruppe vor. Wobei: Eigentlich gehören die aktuell 16 geschulten Laien zur bundesweiten Organisation der „Grünen Damen und Herren“ der evangelischen Kranken- und Alten-Hilfe. Aber im „Lukas“ trägt der ehrenamtliche Besuchsdienst Rosa, vielmehr rosa-weiß-gestreifte Kittel.
Von 8 bis 12, manchmal bis 13 Uhr – „je nach Gesprächsbedarf der Patienten“ – sind die „Rosa Damen“ in den Krankenzimmern im Einsatz, jede an einem festen Wochentag und meist auf der gleichen Station. Sie bieten ihre Zeit, ihr Ohr und ihr Verständnis an. „Selbstverständlich sind wir zur Verschwiegenheit verpflichtet“, versichert Beate Messing (80), die der Gruppe seit 35 Jahren angehört und sie derzeit leitet, „alles, was uns anvertraut wird, bleibt vertraulich.“
Die selbstgewählte Aufgabe ist aus ihrer aller Leben kaum mehr wegzudenken. Zumal sie sich durchaus als Beschenkte wahrnehmen. „Die Gespräche mit den Patienten sind ein Geben und Nehmen. Wir lernen eigentlich immer etwas dabei“, versichern Beate Messing und ihre Stellvertreterin Gabriele Goldkamp.
Umso bedrückender war es für sie und ihre überwiegend weiblichen Mitstreiterinnen, als die Lockdowns in der Corona-Pandemie ihnen immer wieder Zwangspausen in ihrem freiwilligen Dienst auferlegten. Ausgerechnet in einer Zeit, da die Patientinnen und Patienten ihre Zuwendung und die Gespräche besonders dringend gebraucht hätten. Schade auch, dass die bis ins Detail geplante Geburtstagsfeier zum 40jährigen Bestehen der „Rosa Damen“ aus demselben Grund abgesagt werden musste. Nach der Corona-Zäsur war das Team, dem vorher noch 34 Damen und Herren angehört hatten, auf die Hälfte geschrumpft – auf 16 Damen und einen Herrn, die regelmäßig ihren Dienst versehen. Darum freut sich das Leitungsteam über jeden Neuzugang.
Was sollte jemand für das Engagement als „Rosa Dame“ oder „Rosa Herr“ mitbringen? „Natürlich zu allererst Zeit und den Willen beziehungsweise die Geduld, Patienten zu begleiten und sich ihre persönlichen Anliegen anzuhören“, beschreiben Beate Messing und Gabriele Goldkamp das „Profil“. Die „Neuen“ werden nicht allein gelassen, sondern in die Aufgabe eingeführt und eine Zeitlang begleitet. Die Zugehörigkeit zu einer christlichen Konfession ist übrigens nicht Voraussetzung. Eine muslimische Studentin sei überall sehr positiv aufgenommen worden, berichtet Beate Messing, „leider hatte sie nach dem Examen durch die Berufstätigkeit keine Zeit mehr.“
So sehr die teilweise bewegenden Gespräche vor allem mit Patienten, denen es sehr schlecht geht, auch sind – manchmal können sie ebenso belastend sein. Und dann hilft es, die Last zu teilen. Unterbrochen wird der Vormittag für die „Rosa Damen“, die im „Dienst“ sind, darum gegen 10 Uhr für einen Gedanken- und Erfahrungsaustausch beim gemeinsamen Frühstück im Speisehaus des Lukaskrankenhauses. „Das ist wichtig“, sagt Gabriele Goldkamp.
Wer eine bereichernde ehrenamtliche Tätigkeit sucht und sich engagieren möchte, ist herzlich am Freitag, 6. September, um 15 Uhr zu einem Informationskaffee der „Rosa Damen und Herren“ ins Lukaskrankenhaus (Mühlenbrockraum) eingeladen. Zur besseren Planung wird um telefonische Anmeldung unter Rufnummer 02131 82335 (Beate Messing) gebeten.
Info
Einen ehrenamtlichen Besuchsdienst gibt es in zahlreichen Krankenhäusern, im Rheinland Klinikum neben dem Lukaskrankenhaus in Neuss auch am Standort Dormagen sowie im Elisabethkrankenhaus Grevenbroich.
Die „Grünen Damen und Herren“ der evangelischen Kranken- und Alten-Hilfe (eKH) gehen auf eine Initiative der deutschen Politikerin Brigitte Schröder zurück. Sie hatte den „Volunteer Service“ bei einem Aufenthalt in den USA mit ihrem Mann, dem Außenminister Gerhard Schröder (1961-1966), kennengelernt. 1969 gründete sie in Düsseldorf die eKH.